Mit Ärzte ohne Grenzen in Angola

Guten Tag aus Angola: Bom dia – obrigada!

Auf „Guten Tag“ wird hier in Angola mit „Danke“ geantwortet. So wird einem täglich schon auf diese Art Dankbarkeit entgegen gebracht, ohne auch nur etwas getan zu haben. Aber zum „Nixtun“ sind wir ja nicht hergekommen.

Das geplante Projekt hätte eigentlich eine Impfkampagne für Gelbfieber werden sollen, nachdem hier seit Dezember 2015 eine Epidemie wütet, die sich auch schon auf andere Länder ausgebreitet hat. Nachdem die Regierung jedoch dann diese selbst in die Hand genommen hat, wurde unsere Hilfe für „Case Management“ – also die Versorgung von Kranken – in Anspruch genommen. In meinem Projekt haben wir uns dafür in einem Provinzspital in Huambo eingemietet: Eine Stadt mit 325.000 Einwohnern auf ca. 1.700m Seehöhe gelegen. Das Klima ist herrlich, jeden Tag Sonnenschein, eine zartes Lüftchen und in der Nacht kühlt es bis auf 8 Grad ab; und noch dazu ein ruhiges Pflaster.

Der Versorgungsplatz hinter dem Krankenhaus, wo sich die mitreisenden Familienmitgliedern von PatientInnen aufhalten, hier beispielsweise beim Kochen. © Barbara Oeggl/MSF

Wir haben momentan insgesamt drei Projekte an verschiedenen Standorten am Laufen: Luanda, Huambo und Benguela. Das Land selbst ist extrem zwiespältig und hat mich anfangs sehr irritiert und tut es noch immer. Es gibt hier sichtlich alles, was auch bei uns in Europa zum Standard gehört: klasse Autos, schneidige Motorräder, den Supermärkten fehlt es an nichts, im Krankenhaus wurde in den letzten Wochen sogar begonnen, ein Computersystem zu installieren. Dafür müssen die Patienten alles selber zahlen, von den Handschuhen, Spritzen und Nadeln angefangen bis über die Medikamente. Das Labor funktioniert nur spärlich, weil jede Woche die Reagenzien ausgehen und/oder die Geräte eingehen.

Ich darf nach meinem ersten Einsatz Ende letzten Jahres in Afghanistan dieses Mal wirklich als Ärztin arbeiten und das gefällt mir sehr. Ich lerne viel und die Anzahl der anfangs sehr kritischen Patienten ist im Abklingen.

Wir haben im Krankenhaus 15 Betten zur Verfügung, von denen im Moment durchschnittlich 8-10 genutzt werden. Die meisten Patienten sind Malaria positiv, kommen erst spät mit der Diagnose ins Krankenhaus und werden dann stationär behandelt – mit dem Verdacht auf eine zusätzliche Gelbfieberinfektion. In diesem Fall gibt es nur eine prophylaktische und symptomatische Behandlung. Meine Vorgängerin hatte ein paar schwierige Fälle mit Dialyse durchgebracht. Ja, hui! Dialyse gibt es auch, überhaupt ist es ein sehr schickes Krankenhaus mit vielen Ärzten aus Kuba, Russland und China.

Ich mit einem unserer Patienten, den meine Vorgängerin aus Brasilien (sie ist auf dem Foto auf der Station mit den Kindern zu sehen) mit Dialyse durchgebracht hat. Er konnte nach der Entlassung noch einige Sitzungen ambulant durchführen und ist jetzt bereits vollständig genesen wieder Zuhause. © Barbara Oeggl/MSF

Unser Team an internationalen Mitarbeitern ist klein: Zwei Krankenschwestern (brasilianischer und spanischer Herkunft), der erwähnte Projektkoordinator (ein Portugiese) und der Logistiker – ein Kolumbianer von der Pazifikküste.

Meine brasilianische Vorgängerin auf der Kinderstation © Barbara Oeggl/MSF

Unsere brasilianische Krankenschwester ist im so genannten „Outreach“ tätig und arbeitet in den umliegenden Gemeinden, gemeinsam mit einem lokalen Mitarbeiter. Sie sensibilisieren die Familien unserer Patienten, sorgen dafür, dass alle Mitglieder der Familien geimpft sind, Moskitonetze verwendet werden und keine Reservoirs für Moskito-Brutstätten in der Umgebung der Unterkünfte ersichtlich sind. Außerdem wird nach kritischen Patienten in den kleineren Spitälern Ausschau gehalten und die Versorgung optimiert.

In den nächsten Wochen wird sich herausstellen, wie es weiter geht – es bleibt spannend!

Ärzte ohne Grenzen in Angola:

Nach dem Friedensabkommen im Jahr 2002, das den 27-jährigen Bürgerkrieg in Angola beendete, startete die Regierung den allmählichen Wiederaufbau des Gesundheitssystems. Ärzte ohne Grenzen begann daraufhin ab 2006, erste Projekte zu schließen oder an andere Hilfsorganisationen und die Regierung zu übergeben. Nach 24-jähriger kontinuierlicher Arbeit in Angola zog sich Ärzte ohne Grenzen 2007 aus dem Land zurück. Seit dem Ausbruch der Gelbfieber-Epidemie wurden unsere Teams heuer wieder aktiv, um u.a. bei der Durchführung von Impfkampagnen und der Versorgung von PatientInnen zu helfen.

 

Infos zur Autorin:

Die Grazerin Barbara Oeggl ist Ärztin für Allgemeinmedizin und besitzt Fachkenntnisse in Lungenheilkunde. Für die Einsatzmitarbeit bei Ärzte ohne Grenzen hat sie sich entschieden, um in einem Arbeitsumfeld tätig zu sein, wo mit geringen Mitteln sinnvolle Hilfe geleistet wird. Auch war sie neugierig darauf, zu erfahren, wie ein Leben ohne die gewohnten Sicherheiten in der Heimat aussieht. An der Organisation schätzt sie vor allem den respektvollen Umgang miteinander in den Teams und die rasche Reaktionsfähigkeit auf Krisensituationen.


Mehr Information zum Thema Arbeiten im Ausland finden Sie hier.


Dieser Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung von Ärzte ohne Grenzen Österreich sowie mit Zustimmung des Autors / der Autorin auf www.goinginternational.eu veröffentlicht. Lesen Sie hier weitere aktuelle Erfahrungsberichte österreichischer Einsatzkräfte der weltweit tätigen Hilfsorganisation: https://www.aerzte-ohne-grenzen.at/aktuelles/blog

 

Veröffentlicht in GI-Mail 02/2017 (Deutsche Ausgabe). Abonnieren Sie GI-Mail hier.

Tipp: Aktuelle Weiterbildungsangebote zum Thema Medizin und Gesundheit finden Sie laufend online in der Bildungsdatenbank »medicine & health«

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