Erfahrungsbericht: Thailand-Famulatur

von Michael Kolland.

Warum eine Famulatur in Thailand?

Michael Kolland Medizinische Universität Graz, Österreich

Im Sommer 2016 beschloss ich gemeinsam mit einem Kollegen eine Auslandsfamulatur zu absolvieren, wenn möglich mit dem Ziel Asien. Der Grund für die Landeswahl war einerseits, dass wir die asiatische Kultur näher kennenlernen wollten und andererseits uns vor allem die Gesundheitssysteme im fernen Osten interessierten. Und natürlich auch, weil wir gerne eine kleine Sommerpause in unseren Winter einlegen wollten.

Bewerbungsablauf

Wir fanden auf der Seite für Internationale Beziehungen der Meduni Graz diverse Erfahrungsberichte über verschiedene Krankenhäuser in Chiang Mai, auf Koh Samui sowie Sichon und begannen daraufhin Bewerbungen abzuschicken. Am schnellsten schrieb uns Dr. Ekarat (ekarat42@gmail.com) auf unsere Mail zurück und aufgrund der überaus positiven Berichte der vergangenen Jahre, entschieden wir uns im Oktober für Sichon, Thailand, für eine Famulatur im Febraur 2017.

Der Kontakt war sehr unkompliziert. Innerhalb weniger Tage bekamen wir bereits eine Antwort. Da Dr. Ekarat lediglich einen Lebenslauf auf Englisch haben, sowie über unsere medizinischen Interessen Bescheid wissen wollte, verlief der Prozess äußerst unkompliziert und die nächste Mail von Dr. Ekarat beinhaltete bereits Informationen über das Krankenhaus und Berichte anderer Studenten. Dr. Ekarat schickte uns außerdem noch eine ausführliche Wegbeschreibung zum Krankenhaus.

Ankunft in Sichon

Nach einer zweiwöchigen Rundreise durch den Norden Thailands, die man nur weiterempfehlen kann, kamen wir über einen Inlandsflug nach Nakhon Si Thammarat. Von dort kann man vom zentralen Busbahnhof einen lokalen Bus nach Sichon nehmen, welcher etwa 1 ½ Stunden braucht. Der Bus bringt einen dann bis zu einem Supermarkt in dem kleinen Ort Sichon, von wo man dann ein Tuktuk bis ins Krankenhaus nehmen kann, wo Dr. Ekarats Sekretärin bereits auf uns wartete.

Am ersten Wochenende erkundeten wir den Ort und den circa 20 Minuten entfernten Strand, um noch einmal Kraft für die anstehende Famulatur zu tanken.

Am Montag um 9:00 waren wir mit Dr. Ekarat in seinem Büro verabredet, wobei wir auch dem Direktor vorgestellt wurden, was sich als große Ehre erwies. Dabei durften wir einem spannenden Vortrag über das Gesundheitssystem, die häufigsten Erkrankungen des Landes sowie Informationen über das Krankenhaus selbst, beiwohnen. Zu Mittag wurden wir in ein Restaurant eingeladen und bekamen am Nachmittag eine Krankenhausführung, bevor unsere eigentliche Famulatur am nächsten Tag startete.

Ablauf im Krankenhaus

Mitzubringen sind ein weißer Mantel, ein weißes Hemd oder Polo und eine schwarze Hose. Da es in Sichon das ganze Jahr über sehr heiß ist, empfiehlt sich luftige Kleidung.

Am ersten Tag bekommt man einen ausgearbeiteten „Stundenplan“ von Dr. Ekarat, den man aber noch je nach Interessen ändern kann. Da wir nur 2 Wochen in Sichon Zeit hatten, durften wir uns mehr oder weniger aussuchen was wir genau machen wollten, was uns umso mehr freute. Wir entschieden uns für Innere Medizin, da uns diese Richtung am meisten interessierte. Wir verbrachten daraufhin unsere Zeit auf der Allgemeinen Internen Abteilung wo von Dengue Fieber, Malaria, COPD bis zu verschiedenen Infektionskrankheiten wie HIV und Hepatitis B/C alles dabei war.

Der Tag beginnt meist um 9 Uhr mit der Morgenvisite eines Junior Doctors (entspricht bei uns etwa einem Turnusarzt), der innerhalb von 3 Stunden fast 40 Patienten untersucht, wobei Patienten teilweise in Zimmern mit 20 anderen Personen liegen und zwischen den Betten noch weitere Angehörige am Boden schlafen. Lediglich bei Unklarheiten konsultiert der Junior Doctor einen der „Staff Doctors“, was etwa einem Oberarzt entspricht. Die Ärzte können teilweise gut, teilweise weniger gut Englisch, daher suchten wir uns einen Arzt, der Englisch relativ gut beherrschte und verbrachten die meiste Zeit mit ihm. Ansonsten ist die Verständigung mit den Krankenschwestern und Patienten oft nur schwer möglich. Mittagessen bekommt man umsonst im Krankenhaus was dazu auch noch richtig gut schmeckt und zum Abendessen findet man in der Umgebung leicht etwas Günstiges. Meistens endete der Tag gegen 16 Uhr, sodass noch Zeit für Selbststudium unter den Palmen am nahegelegenen Strand war.

Zusätzlich hat man die Möglichkeit mit Dr. Ekarat PCU‘s (Primary Care Units) zu besuchen. Diese entsprechen etwa Ordinationen für Allgemeinmedizin in den umliegenden Gemeinden Sichons, wobei dort hauptsächlich Patienten mit Metabolischem Syndrom behandelt werden, was sich, vielleicht sogar noch extremer als bei uns, als Volkskrankheit darstellte.

Besonders empfehlenswert finde ich auch die Intensivstation, da dort viel weniger Patienten sind und die Ärzte mehr Zeit haben die einzelnen Fälle zu besprechen und dies auch gerne tun.

Das Spital an sich hat circa 200 Betten und ist teilweise sehr gut ausgestattet, vor allem die neuen Bereiche, die nur für Patienten mit privater Versicherung gedacht sind. Die anderen Bereiche sind, wie bereits oben erwähnt, für bis zu 20 Personen pro Zimmer konzipiert. Dafür bekam man von allen sozialen Schichten Patienten zu Gesicht – so werden teilweise Patienten mit Beinbrüchen auf einer Ladefläche von einem Kleinlaster eingeliefert.

Unterkunft

Wir waren im Krankenhaus im 7. Stock in einem sehr schönen, geräumigen Zimmer untergebracht welches uns gratis (!) zu Verfügung gestellt wurde. dementsprechend muss man sich um eine Unterkunft keine Sorgen machen.

Freizeit

Der Strand liegt circa 20 min zu Fuß entfernt, da es aber meist über 30 Grad hatte, gönnten wir uns öfters den Luxus, uns mit dem Motortaxi dorthin führen zu lassen. Am Strand gibt es mehrere Freizeitanlagen, wobei die Besitzerin von Sichon Cabana mit Dr. Ekarat sehr gut befreundet ist und dieser gerne Kontakt herstellt, sodass man deren Angebote gratis nutzen kann. Am Wochenende lud uns Dr. Ekarat einmal zu einem Tagesausflug zu einem nahen gelegenen Nationalpark ein, wo es Delphine zu bestaunen gibt, gefolgt von einem abermals köstlichen Essen. Abgesehen vom Strand kann man in Sichon nicht besonders viel machen, aber da die Inseln Koh Samui und Koh Phangan sehr nahe gelegen sind, bieten sich diese auch als Ausflugsziele an.

Versicherung

Eine Versicherung für die Famulatur kann man über die ÖH beantragen, die einem dann per Mail zugeschickt wird. (http://www.oehmedgraz.at/site/ services/haftpflicht-und-unfallversicherung

Emailadresse: studierendenversicherung@oeh.ac.at)

Zusätzlich hatte ich über die Generali eine Haft- und Unfallversicherung beantragt.

Visum

Ein Visum ist in Thailand ab einer Aufenthaltsdauer von 30 Tagen nötig, welches in Wien oder in Salzburg beantragt werden kann.

Impfungen

Wir ließen uns bereits zwei Monate vor der Abreise (je früher desto besser!) bei der „Reisemedizinischen Beratungsstelle“ in der Friedrichgasse 9, Graz beraten und haben uns neben den Standardimpfungen (Tenatus, Hepatitis A und B) auch für die Tollwutimpfung entschieden. Diese ist relativ teuer (3 Teilimpfungen zu je 80 Euro), da es aber sehr viele streunende Hunde in Sichon gibt, kann ich diese nur empfehlen, da es dann ein angenehmes Gefühl ist einen Schutz zu haben.

Achtung: früh genug mit der Impfung beginnen da diese durch die Teilimpfungen circa 1 Monat in Anspruch nimmt. Des Weiteren wird die Japan-B-Enzephalitis-Impfung bei einer Reise in der Regenzeit (Sommermonate) empfohlen, im Februar allerdings ist diese laut Auskunft der Impfstelle nicht unbedingt nötig.

Weitere Tipps

Es empfiehlt sich Bargeld nach Thailand mitzunehmen und dort bei den zahlreichen Wechselstuben zu wechseln, da pro Abhebung bei einem ATM bis zu 5 Euro an Spesen anfallen. Wechselstuben findet man in Bangkok fast überall (Flughafen und Touristenzentren sind teurer als abgelegenere Gegenden). In kleineren Gemeinden, wie auch in Sichon, kann man in der Bank zu einem guten Kurs wechseln.

Man kann sehr günstig leben in diesem Gebiet von Thailand und hier sind alle sehr freundlich und auch ehrlich zu Touristen aber gebt bei manchen Verkäufern in Bangkok trotzdem Acht – diese haben es auf wohlhabende Europäer abgesehen.

Kostentabelle

Flug (Hin- und Rückflug über Peking nach Bangkok)EUR 450
Inlandändischer Hin- und Rückflug nach Nakhon Si Thammarat und Transfer nach SichonEUR 130
Unterkunft in Sichon0
Essen und TrinkenEUR 300 / 2 Wochen
FreizeitaktivitätenVariabel
GesamtAb EUR 900

Kontakt

Bei Fragen zu Michael Kollands Famulatur, oder bei Fragen an Michael Kolland persönlich, wenden Sie sich direkt an die GI-Redaktion. Schreiben Sie uns ein E-Mail an: media@goinginternational.org

Haben Sie Fragen zu den Themen Arbeiten & Weiterbildung oder Jobsuche & Karriere? Dann schreiben Sie an Frau Mag. Seitz: office@goinginternational.org

Zitierung:

Kolland, Michael: Erfahrungsbericht: Thailand-Famulatur (In: Polak, G. [Hg.]: GI-Mail 12/2022, ISSN: 2312-0819 Going International, Wien 2022)


Diese Publikation steht hier zum Download bereit.


Veröffentlicht in GI-Mail 01/2023 (Deutsche Ausgabe).

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