Advanced Nursing Practice – die Pflegepraxis als Königsdisziplin? Oder bleibt doch alles beim Alten?

Ein Fachartikel von Martina Kuttig

Mag. Martina Kuttig,
Donau-Universität Krems

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Advanced Nursing Practice (ANP) – alle führen es im Munde und nicht selten tun zwei, die darüber reden, als meinten sie damit das Gleiche. Bei Sichtung von Lehrplänen an Fachhochschulen und Universitäten in Österreich, Deutschland und Schweiz zeigt sich eine babylonische Bedeutungsvielfalt des Begriffs. Die einen sehen darin eine erweiterte und vertiefte Pflegepraxis, die anderen verstehen unter dem Begriff Pflegemanagement oder gar Pflegepädagogik.

Eine Advanced Nursing Practice realisiert sich im angloamerikanischem Raum durch unterschiedliche Rollenbezeichnungen wie Clinical Nurse Specialists, Advanced Nurse Practitioner, Advanced Practice Nurses und andere. Eine rollenspezifische deutsche Bezeichnung ist noch nicht existent und bedarf der Diskussion. Die Gemeinsamkeit liegt im Bezug zur direkten Pflegepraxis und dass primäre LeistungsempfängerInnen PatientInnen und ihre Angehörigen sind.

Das International Council of Nurses definiert „Advanced Practice Nurses“ als Pflegefachkräfte mit einer akademischen Zusatzqualifikation, die klinische Tätigkeit in einem spezialisierten Praxisfeld wie z.B. Wundmanagement oder Geriatrie autonom ausüben. Hier bringen sie ihr ExpertInnenwissen, ihre Fähigkeiten zur Entscheidungsfindung bei komplexen Sachverhalten und ihre klinischen Kompetenzen in die pflegerische Praxis ein. Der Fokus der Tätigkeit liegt auf PatientInnen und Familien und deren Lebensweltbezug.

Die Arbeitsfelder befinden sich insbesondere in häuslicher und ambulanter Pflege, Pflegeeinrichtungen, Krankenanstalten, psychiatrischen Einheiten, Einrichtungen für geistig behinderte Menschen und Hausarztpraxen. Als Zentralkompetenz gilt die Exzellenz in der klinischen Praxis. Daneben sind Kompetenzen in Forschung, ethischer Entscheidungsfindung, Coaching und Führung, Beratung und Konsultation, klinischem und professionellem Leadership und Kooperation vonnöten (Vgl. Hamric 2009).

Folgen wir dem angloamerikanischen Modell, so haben Managementkompetenzen wie Betriebswirtschaft, Controlling, Personal- und Organisationsentwicklung und Marketing nur wenig mit ANP gemein. Oder wollen wir wiederholt den Anspruch stellen, dass ManagerIn und PflegeexpertIn sich als Super Nurse in einer Person wiederfinden?

Die nächsten Jahre werden wohl zeigen, ob sich die Pflege in Mitteleuropa, wenn sie von Advanced Nursing Practice spricht, sich mit etwas Altem unter einem neuen Hut zufrieden gibt oder doch zu fassbarer Reform bereit ist.

 

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie online.

Informationen zur Autorin:

Mag. Martina Kuttig
Donau-Universität Krems
Leiterin des Fachbereichs Pflegewissenschaft
E-Mail: martina.kuttig@donau-uni.ac.at
www.donau-uni.ac.at/pflegewissenschaft

 

Literaturhinweis:

Hamric A. B. (2009): A Definition of Advanced Practice Nursing. In: Hamric, A.B., Spross, J.A., Hanson, C. M. (2009): Advanced Practice Nursing, 83-84.

Tipp: Aktuelle Bildungsangebote zum Thema „Pflegemanagement“finden Sie laufend online in der Bildungsdatenbank »medicine & health«.

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