Vom Medizinstudium zum PhD

Katharina Mair.

Die Entscheidung Medizin zu studieren war mir schon recht früh klar, da mich Naturwissenschaften eigentlich schon immer interessiert haben. Nach Abschluss meines Medizinstudiums stellte ich mir jedoch die Frage, ob ich direkt in die klinische Arbeit einsteigen oder zunächst andere Erfahrungen sammeln sollte. Letztendlich fiel meine Entscheidung auf ein PhD-Studium. Ich hoffe mit dem folgenden Erfahrungsbericht anderen etwas helfen zu können, die vor derselben Entscheidung stehen.

 

 

Katharina Mair_zugeschnitten

Das Medizinstudium selbst ist meiner Meinung nach sehr klinisch orientiert, vor allem in den letzten Jahren des Studiums. Zu Beginn meines Studiums und auch währenddessen hatte ich die Vorstellung, dass das Studium einen stärkeren Fokus auf Forschung und Laborarbeit legen würde. Tatsächlich trat dieser Aspekt erst während meiner Diplomarbeit stärker in den Vordergrund. Während dieser Phase des Studiums habe ich bemerkt, dass mir die Arbeit in der Forschung und im Labor sehr gefällt und ich deshalb vor der Entscheidung stand, vor dem Einstieg in den Klinikalltag noch weitere Erfahrungen in diesem Bereich zu sammeln.
Ich habe für mich selbst eine pro und kontra Liste erstellt, welche, unter anderem, auch den Gedanken berücksichtigt, dass man als ÄrztIn lange genug im Krankenhaus arbeiten wird und es dann sicher eine Bereicherung ist, vor dem Krankenhausalltag eine andere Perspektive kennen zu lernen und gleichzeitig das Wissen in einem Fachbereich vertiefen zu können. Für mich fiel die Wahl dann auf einen PhD in Immunologie, ein Fachgebiet, das mich seit langem fasziniert.

Wie findet man eine passende PhD-Stelle?

Meine Persönliche Erfahrung

Wien als Standort war meine Voraussetzung, deshalb fokussierte ich mich bei meiner Suche nach einer geeigneten PhD-Stelle auf die Webseiten der Medizinischen Universität Wien (MUW). Ich durchforstete Informationen über verschiedene Forschungsgruppen und Institute, um diejenigen zu finden, deren Forschungsrichtungen meinen Interessen entsprachen. Anschließend kontaktierte ich die Professoren per E-Mail (dabei fügte ich auch gleich ein Motivationsschreiben sowie meinen Lebenslauf an). Es stellte sich heraus, dass die Rückmeldungen nicht immer sofort eintrafen. Oft musste ich nach einiger Zeit erneut nachfragen (am besten etwas hartnäckig bleiben). Glücklicherweise erhielt ich eine Rückmeldung von der Arbeitsgruppe, die ganz oben auf meiner Wunschliste stand. Anstatt mich direkt für eine PhD-Stelle zu bewerben, erkundigte ich mich zunächst nach der Möglichkeit, für einige Monate wissenschaftlich mitzuarbeiten. Dadurch konnte ich auch gleich das Team und die Arbeit besser kennenlernen. Nach einem erfolgreichen Kennenlerngespräch bekam ich die Gelegenheit, in dieser Forschungsgruppe zu arbeiten. Diese Erfahrung führte schließlich dazu, dass mir eine offene PhD-Stelle angeboten wurde, welche ich schlussendlich antrat.

Allgemeine Empfehlungen

Grundsätzlich ist es empfehlenswert, sich zunächst einmal mit den verschiedenen Forschungsgruppen und Instituten auseinanderzusetzen. Es hilft, die Webseiten der Universitäten durchzugehen und sich die Publikationen und Forschungsprojekte anzusehen. So bekommt man einen guten Überblick, welche Gruppen den eigenen Interessen entsprechen und welche Art von Forschung dort betrieben wird. Ein zusätzlicher Aspekt, der bei der Suche bedacht werden soll, ist natürlich der ins Ausland zu gehen. Im Vergleich zur Arbeit als ÄrztIn im Ausland, kann der Einstieg in die Forschung oft einfacher sein, da der bürokratische Aufwand für die Anerkennung von medizinischen Abschlüssen und Prüfungen oft geringer ist. Manche Universitäten und Institutionen bieten auch offizielle Bewerbungsprozesse an. Das kann sehr individuell sein.

Man sollte sich nicht davor scheuen, Professoren oder Forschungsgruppenleiter direkt anzuschreiben und direkt ein Motivationsschreiben und einen aktuellen Lebenslauf anzuhängen. Wenn keine offenen Stellen ausgeschrieben sind, kann man auch initiativ nach Möglichkeiten fragen, wie z.B. einer temporären Mitarbeit oder einem Praktikum. Man sollte aber von Begin abklären, ob es sich um ein bezahltes Praktikum handelt, da das leider nicht immer selbstverständlich ist.

Bei der Auswahl einer PhD-Stelle sollte man darauf achten, dass die Arbeitsweise der Gruppe zu den eigenen Vorstellungen passt. Einige Forschungsgruppen konzentrieren sich auf Laborarbeit, während andere mehr auf klinische Forschung oder Informatik ausgerichtet sind. Wer also lieber im Labor arbeitet, sollte sicherstellen, dass dies ein Teil der Arbeit in der betreffenden Gruppe ist. Wenn man sich für klinische Forschung interessiert oder viel am Computer arbeiten möchte, sollte man dies ebenfalls berücksichtigen.

Bei einer Stelle im Labor, sollte man auch bedenken, dass man meistens als MedizinerIn nicht dieselbe Erfahrung hat wie beispielswiese Studenten der Mikrobiologie. Ich kann aus persönlicher Erfahrung berichten, dass ich anfangs grundsätzliche Dinge im Rahmen der Arbeit in einem Labor einfach nicht wusste und ich dadurch vielleicht einen schwierigeren Start hatte als StudentInnen aus anderen Studienrichtungen. Vor der endgültigen Entscheidung kann es hilfreich sein, mit aktuellen oder ehemaligen PhD-Studierenden der Forschungsgruppe, für welche man sich interessiert, zu sprechen. Diese Gespräche können Einblicke geben und helfen, die Arbeitsweise und das Arbeitsumfeld besser zu verstehen.

Möglichkeiten und Herausfoderungen

Das Umfeld in der Forschung ist sehr international und die Umgangssprache ist meist Englisch. Besonders spannend ist auch die Gelegenheit, internationale Konferenzen zu besuchen. Diese bieten nicht nur die Möglichkeit, die eigene wissenschaftliche Arbeit vorzustellen, sondern auch, sich mit anderen Wissenschaftlern des Fachgebiets auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen.
Ich persönlich hatte das Glück, an Konferenzen in Ländern wie zum Beispiel Kanada und Deutschland teilzunehmen. Besonders in Erinnerung dabei bleibt mir die nach Kanada. Dabei hatte ich nach der Konferenz die Möglichkeit, das Land zu bereisen. Solche Erlebnisse sind nicht nur fachlich bereichernd, sondern tragen auch zur persönlichen Entwicklung bei. Diese internationalen Erfahrungen sind ein klarer Vorteil eines PhD-Studiums, da viele DoktorandInnen die Möglichkeit haben, diese Reisen finanziert zu bekommen (also den Flug und das Hotel während der Konferenz).


Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass man während des PhDs regelmäßig Vorträge halten und seine Forschung präsentieren sollte. Das verbessert unter anderem die Präsentationsfähigkeit und stärkt auch das Selbstbewusstsein für zukünftige Vorträge.


Natürlich hängt vieles von der Unterstützung der Betreuer ab, zum Beispiel was die Teilnahme an internationalen Konferenzen betrifft. Oftmals sind die finanziellen Mittel begrenzt, sodass nicht jede Reise genehmigt wird. Ein weiterer Nachteil ist, dass PhD-StudentInnen in Österreich in der Regel nur für 30 Stunden pro Woche angestellt sind. Dies spiegelt sich natürlich im Gehalt wider, welches zwar ausreichend ist, um komfortabel zu leben, jedoch nicht mit dem einer ÄrztIn mithalten kann. Außerdem muss man bedenken, dass ein PhD-Studium in der Regel mindestens drei Jahre dauert.


Darüber hinaus kann der Einstieg ins Berufsleben nach einem PhD herausfordernder sein, insbesondere beim Rückkehren in die klinische Arbeit. Wer direkt nach dem Studium ins Krankenhaus geht, sammelt sofort praktische Erfahrung, während man nach einem mehrjährigen PhD möglicherweise wieder Zeit benötigt, um sich an den Klinikalltag zu gewöhnen. Diese Verzögerung beeinflusst natürlich, einen nahtlosen Übergang in die klinische Karriere.

Conclusio

Rückblickend war die Entscheidung, einen PhD nach dem Medizinstudium zu starten eine sehr lehrreiche Erfahrung, die ich zu keinem Zeitpunkt aufrichtig bereut habe. Dennoch bringt ein PhD Studium auch Herausforderungen mit sich, denen man sich bewusst sein soll. Dabei sollte man auch realistische Erwartungen haben, vor allem in Bezug auf den Zeitaufwand, die Anforderungen und den Übergang ins Berufsleben als ÄrztIn.

Hintergrundinformation

  •  Man bekommt bei einer Anstellung im Ausmaß von 30h ca. 2000 Euro netto
  • Man gilt immer noch als StudentIn und muss auch den ÖH-Betrag bezahlen.
  • Versichert ist man bei einer Anstellung an der MedUni Wien bei der BVA
  • Das Studium besteht aus 180 ECTS, davon 124 ECTS für die Dissertation selbst.

Interessante Webseiten

  • Information zum PhD an der MUW: hier findet man grundsätzliche Informationen zum PhD an der Meduni Wien
  • Betreuer: das ist eine Liste von verschiedenen Betreuern an der Meduni Wien
  • Studienaufbau: so gestaltet sich das PhD Studium an der MUV
  • FWF Projekte: hier findet man bewilligte Projekte, vielleicht kann man auch hier sein Glück versuchen und ein Interessantes Projekt finden. 
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Ein großer Teil der Arbeit während des PhDs verbringt man nicht im Labor, sondern eher vorm PC.
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Ein kleiner Teil des PhD Studiums besteht auch aus Seminaren und Vorlesungen.
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Ein Highlight für mich waren die internationalen Konferenzen….
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….bei denen ich auch die Möglichkeit hatte das Land zu bereisen.

Kontakt

Bei Fragen zu Katharina Mair Famulatur, oder bei Fragen an Katharina Mair persönlich, wenden Sie sich direkt an die GI-Redaktion. Schreiben Sie uns ein E-Mail an: media@goinginternational.org

Haben Sie Fragen zu den Themen Arbeiten & Weiterbildung oder Jobsuche & Karriere? Dann schreiben Sie an Frau Mag. Seitz: office@goinginternational.org

Zitierung:

Mair, Katharina: Vom Medizinstudium zum PhD (In: Polak, G. [Hg.]: GI-Mail 10/24, ISSN: 2312-0819 Going International, Wien 2024)


Diese Publikation steht hier zum Download bereit.


Veröffentlicht in GI-Mail 10/2024 (Deutsche Ausgabe).

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