Medizinisches Praktikum in Bangkok

von Christian Schwarz.

Christian Schwarz, Medizinische Universität Wien, Österreich

Gleich vorweg: Mit dem Stipendium von ASEA Uninet bietet die Meduni Wien eine einmalige und wunderbare Möglichkeit, seinen eigenen Erfahrungshorizont ungemein zu erweitern – und zwar sowohl medizinisch als auch persönlich.

Organisation

Ich durfte im August 2016 eine 4-wöchige Famulatur am King Chulalongkorn Memorial Hospital in Bangkok absolvieren. Die Vorbereitungen liefen absolut reibungslos über das internationale Büro der MedUni Wien. Alle Zusagen kamen rechtzeitig genug, um noch günstig Flüge buchen zu können. Über Dr. Salemi waren die anderen Stipendiaten aus Wien auch schnell kontaktiert. Die Korrespondenz mit „Mr. X“, dem Leiter des International Office an der Faculty of Medicine der Chulalongkorn University, war rege und produktiv. Trotz Zeitverschiebung wurden sämtliche Mails umgehend beantwortet und bereitwillig Auskunft gegeben.

Unterbringung

Die von der Universität angebotene Unterkunft im „International Dormitory“ des Department of Medicine (cave: das ist NICHT das Intern. Dorm der Faculty of Medicine der Universität) war schlicht, aber ausreichend (Klima, Fan, Kühlschrank, Schreibtisch, Kasten) ausgestattet und in unmittelbarer Nähe zum Krankenhaus. Angeblich verfügbare Einzelzimmer waren trotz sehr früher Anfrage schon vergeben (ich war dann trotzdem allein in meinem Zweibettzimmer, während sich mein Kollege das Mehrbettzimmer mit zwei weiteren Austauschstudenten geteilt hat). Im standardmäßig zugeteilten dritten Stock, in dem auch ich mein Zimmer hatte, finden sich geräumige Zimmer mit privater Toilette. In den höheren Stockwerken kann man dafür (bei Toiletten am Gang) mit ein wenig Glück eine bessere Aussicht genießen.

Anreise und Impfung

Die Anreise vom Flughafen erfolgt entweder mit dem Taxi (ca. 250THB, das entspricht ca. 6,70€) oder für den nicht allzu schwer beladenen Sparefroh um einen Bruchteil des Preises mit dem Zug – die Anbindung ist sehr gut. Bezüglich Impfungen möchte ich die ums Eck vom Krankenhaus gelegene Snake Farm sehr ans Herz legen. Bei absolut europäischen Standards bekommt man dort sämtliche Reiseimpfungen zu einem winzigen Bruchteil der Kosten hierzulande. (Die Snake Handling Show, bei der die Wärter die verschiedenen auf der Farm gehaltenen Schlangen in waghalsigen Manövern vorstellen, ist übrigens auch toll!).

Krankenhausalltag

Jetzt zur Famulatur selbst. Auf der Dermatologie habe ich einen klar strukturierten Stundenplan erhalten, der sich jede Woche wiederholt hat. Vom Zeitaufwand her ähnelt er den Famulaturen in Österreich. Den Großteil der Famulatur verbrachte ich in einem Untersuchungsraum der dermatologischen Ambulanz, gemeinsam mit dem jeweiligen Professor und ca. einem halben Dutzend (hauptsächlich thailändischer) Studenten. Die Patienten werden der Reihe nach aufgerufen und vorgestellt, woraufhin der Lehrende dann sämtliche Aspekte der Krankheit, Diagnostik und Therapie beleuchtet. Es bleibt einem als (Austausch-)Student selbst überlassen wie sehr man sich einbringen möchte. Obwohl die Atmosphäre immer sehr locker und humorvoll war, waren die Einheiten auch sehr lehrreich.

© Christian Schwarz: Blick auf das King Chulalongkorn Hospital vom Lumphini Park aus.

Die Palette der präsentierten Erkrankungen war zwar relativ breit, aber entgegen meinen Erwartungen nicht besonders exotisch oder stärker ausgeprägt, als man es nicht auch in Europa sehen würde. Allerdings finden einmal monatlich Exkursionen in ländlichere Gemeinden, Gefängnisse, o.Ä. statt. Ich habe von dieser Gelegenheit leider zu spät erfahren aber bei Interesse lohnt es sich auf jeden Fall diesbezüglich nachzufragen. Neben der gerade beschriebenen „Outpatient Clinic“ nimmt man außerdem an der „Psoriasis Clinic“ und der „Hair Clinic“ teil. In diesen einmal wöchentlich am Nachmittag stattfindenden Spezialkliniken werden die Patienten von einem Expertenteam zur jeweiligen Krankheit betreut. In kleinem Kreis folgten wir dem jeweiligen Professor und zwei Assistenzärzten zu den Patienten und genossen dabei quasi eine 1-zu-1 Betreuung mit ausführlichen Erläuterungen und der Gelegenheit, viele Fragen zu stellen. Eine dermatologische Station ist am Chulalongkorn Hospital nicht vorhanden.

Die Case Reports und Journal Clubs werden ausschließlich auf Thai gehalten (Anwesenheit wird nicht verlangt). Das bringt mich auch zu einer der auffallenderen Eigenheiten des Aufenthaltes in Thailand: der Sprachbarriere. Englischkenntnisse unterscheiden sich sowohl unter den Studenten wie auch unter den Lehrenden von Person zu Person sehr stark. Eine zielführende Kommunikation war immer möglich. Ich war trotzdem froh über mein Taschenlehrbuch Dermatologie, das ich regelmäßig während der Kliniken konsultiert habe.

Freizeit und Reisen

© Christian Schwarz: Straßenmarkt in Bangkok: Einfach durchkosten!

Zu guter Letzt noch ein paar Worte zum Campus: Sportmöglichkeiten gibt es zahlreich. Direkt vor den Dorms gibt es Tennis-, Basketball- und Volleyballplätze (allerdings betoniert; die Schläger kann man sich evtl. von Mitstudenten ausborgen). Außerdem gibt es ein kleineres Fitnesscenter, das nur einen Block entfernt ist. Wenn einem die gerade genannten Möglichkeiten nicht ausreichen oder wenn jemand gerne Bahnen schwimmen möchte, kann man das 15min zu Fuß entfernt kostenlos am Gelände der Chulalongkorn Universität machen (Badehaube nicht vergessen). Der Lumphini Park gegenüber ist die grüne Lunge der Stadt und bietet viel Raum für Erholung, aber auch die Möglichkeit eine abendliche Laufrunde einzulegen. Probiert euch unbedingt durch die Food Courts, Mensen und Streetfood-Stände am Uni-Gelände durch. Mein persönlicher Favorit war der Stand ca. 50m geradeaus, wenn man die Dormitories verlässt.

© Christian Schwarz: Eine der vielen prunkvollen Tempelanlagen in Bangkok.

Ansonsten kann ich nur einen guten Reiseführer ans Herz legen (Lonely Planet Bangkok oder Stefan Loose sollen gut sein) – es gibt in Bangkok jeden Tag eine Fülle an Dingen zu sehen, zu besuchen und zu erleben. Die dortige IFMSA (International Federation of Medical Students’ Associations) organisiert auch einige Ausflüge, Abendessen, etc. Wenn man teilnehmen möchte, sollte man am besten gleich zu Beginn mit den Verantwortlichen sprechen – dazu einfach einen der anderen Austauschstudenten fragen (die meisten kommen über ihre jeweiligen Medical Student’s Associations). Und wenn ihr die Möglichkeit habt nehmt euch unbedingt die Zeit, um auch den Rest des Landes zu erkunden! Der Norden von Thailand bietet einen authentischen Mix aus Tempellandschaften, thailändischer und buddhistischer Kultur, Kulinarik und Dschungel, während der Süden für seine paradiesischen Strände und Inseln, lebendigen Korallenriffe und ausgelassenen Feiern bekannt ist. Mir persönlich sind ganz besonders der Ausflug über die Grenze nach Angkor Wat in Kambodscha, ein Tête-à-tête mit Elefanten in Chiang Mai und vor allem der Apnoetauchkurs in Koh Phanghan in Erinnerung geblieben.


Förderung Stipendium
+600€

Flug (Hin und Zurück)
600€

YUnterkünfte (pro Person/Monat)
300-400€

Essen und Trinken
2€ (Street Food) – 20€ (Restaurant)/Mahlzeit)

Aktivitäten (Kochkurs, Tauchkurs,…)
30€ (Kochkurs) – 300€ (Tauchkurs)

Gesamt (für 2 Monate Famulatur und Reisen)

ca. 1.500 – 2.000€

Ich wünsche euch eine tolle Zeit und unendlich viel Spaß! Lasst euch von den TukTuks nicht übers Ohr hauen, saugt das ständig bunte und an Reizüberlastung grenzende Treiben in Bangkok auf und habt keine Angst vor Eiswürfeln und Früchten!

© Christian Schwarz: In guter Gesellschaft 🙂 Wir waren nicht die einzigen Austauschstudenten in Bangkok.

Vielen Dank an alle, die die Kooperation möglich gemacht haben!

Alles Gute und viel Spaß von meiner Seite!

Christian

Interessante Webseiten

Zitierung:

Schwarz, Christian: Medizinisches Praktikum in Bangkok (In: Polak, G. [Hg.]: GI-Mail MM/2020, ISSN: 2312-0819 Going International, Wien 2020)


Diese Publikation steht hier zum Download bereit.


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