Erfahrungsbericht Klinikum Kassel: Allgemein- und Viszeralchirurgie 8 Wochen Rotation für Klinisch-Praktisches Jahr

von Christoph Köditz.

Meine Motivation

© Christoph Köditz Medizinische Universität Wien, Österreich.

Für viele StudentInnen kann ein Auslandsaufenthalt in Deutschland eine interessante Erfahrung sein. Da für manche StudentInnen der Weg nach dem Studium nach Deutschland führt, kann es sinnvoll sein, sich selbst ein Bild zu machen. Aus Neugier und dem Wunsch nach operativen Erfahrungen bin ich in meine alte Heimat nach Kassel zurückgekehrt, um durch ein halbes Tertial auf der Allgemein- und Viszeralchirurgie meinen Erfahrungsschatz zu erweitern. Prinzipiell würde ich jedem Studenten empfehlen, zumindest ein halbes Tertial im Ausland zu verbringen.

Bewerbung und Organisation

Ungefähr 9 Monate vor Tertialbeginn erkundigte ich mich bei dem damaligen Chefarzt, ob noch Plätze verfügbar sind. Nach einer raschen und sehr freundlichen Antwort wurde der weitere Bewerbungsprozess über das Sekretariat der Abteilung und über die Personalabteilung von Gesundheit Nordhessen abgewickelt. Wahrscheinlich kann man sich auch kurzfristiger einen Platz sichern, aber da ich bereits wusste zu welchem Zeitpunkt ich das halbe Tertial absolvieren wollte, habe ich mich schon früh beworben. Man bekommt dann ein paar Monate vor Beginn postalisch einen Dienstvertrag zugesendet und hat ausreichend Zeit um diverse benötigte Unterlagen (Impfnachweis, Führungszeugnis, etc.) zu besorgen und einzureichen.

Anreise und Unterkunft

Es gibt von Wien einen Zug mit dem man ohne umzusteigen in ca. 6h 15min nach Kassel Wilhelmshöhe durchfahren kann. Alternativ kann man auch von Schwechat nach Frankfurt (Main) fliegen und von dort mit dem InterCity Express (ICE), dem deutschen Pendant zum Railjet nach Kassel weiterfahren.

Da ich ursprünglich aus der Gegend bin, habe ich in dieser Zeit bei meinen Eltern in der Nähe von Kassel gewohnt. Generell sind jedoch die Mieten in Kassel nicht exorbitant hoch und man kann sicher eine geeignete Wohnung oder ein Zimmer zur Untermiete finden. Bevor ich nach Wien gekommen bin, habe ich im Stadtteil „Vorderer Westen“ gewohnt, welchen ich sehr empfehlen kann. In diesem Stadtteil ist eher die kreative und „hippe“ Population der Stadt anzutreffen. Andererseits kann man natürlich auch eine Wohnung in der Nähe des Krankenhauses suchen.

Klinischer Alltag

Kassel ist keine traditionelle Stadt, in der es eine altansässige Universität für Medizin gibt. Allerdings wurde im Jahr 2013 die private „Kassel School of Medicine“ (KSM) gegründet, welche eine theoretische Ausbildung an der englischen University of Southampton mit klinischer Praxis am Klinikum Kassel integriert. Dementsprechend hat man oft Studenten von der KSM mit sich in der Abteilung.

Der normale Arbeitstag beginnt ca. um 07:00 Uhr mit der Visite auf der Station und anschließender Morgenbesprechung. Bei der Visite hat man die Gelegenheit mitzudekursieren, Fragen zu stellen, ABCs der Wundversorgung zu erlernen und auch Drainagenflüssigkeit zu beurteilen. Bei der Morgenbesprechung werden die Vorkommnisse der Nacht, Auffälliges von der Visite und der OP-Plan des Tages besprochen.

Jeden Montag findet im Anschluss an die Morgenbesprechung eine Fortbildung von und für AssistenzärztInnen statt, in welcher man auch als KPJler die Gelegenheit bekommt, eine „State of the Art“-Präsentation zu halten.

Sehr oft kann man nicht nur in den OP gehen, sondern wird dort sogar gebraucht. Wer chirurgisch interessiert ist und wessen Ziel es ist, nicht nur Stationsarbeit zu erledigen, sondern auch bei vielen verschiedenen Eingriffen mit am Tisch zu stehen, ist hier sicher gut aufgehoben. Nach einer Zeit ist es auch oft möglich unter Aufsicht die Hautnaht durchzuführen und Drains anzulegen. Falls es nach der Morgenbesprechung nicht in den OP geht, sind üblicherweise zunächst die Blutabnahmen zu erledigen, was sich meist die anwesenden StudentInnen untereinander aufteilen. Auch VAC-Wechsel kann man hier lernen und letztlich auch selbstständig durchführen. Außerdem kann man auch in die Ambulanz gehen und zuschauen sowie bei Neuaufnahmen PatientInnen selbst begutachten und diese dann dem Fach- und Oberarzt vorstellen.

Die Chirurgie in Kassel verfügt über 3 Normalstationen und eine Intermediate Care Station (IMC). Eine Rotation auf die IMC, nach der Hälfte der Zeit oder nach Absprache ist durchaus möglich und erwünscht. Das Team ist sehr nett und extrem bemüht einem viel beizubringen. Das Klinikum Kassel hat insgesamt 1.281 Betten und ist das größte Krankenhaus in Nordhessen. Dementsprechend gibt es eine große Bandbreite klinischer Fragestellungen.

Um 15:00 Uhr findet dann noch eine radiologische Besprechung statt, bei welcher mit einem/r RadiologIn noch einmal die Befunde von PatientInnen durchgegangen werden. Danach ist der Tag vorbei und man hat Feierabend.

Die Stadt Kassel

Kassel liegt im Norden von Hessen und hat ca. 200.000 Einwohner. Mit der Universität Kassel gibt es hier auch sehr viele StudentInnen, jedoch wird Kassel aber meist nicht als StudentInnenstadt wahrgenommen, da die Stadt so groß ist, dass sie nicht ausschließlich das Bild prägen. Zu Nicht-Covid Zeiten werden Fußball-Fans auf der Suche nach einer Fanmeile und public viewing sicher auf der Friedrich-Ebert-Straße fündig. Besonders reizvoll kann ein Aufenthalt in Kassel sein, wenn gerade die „documenta“ stattfindet. Hierbei handelt es sich um eine alle 5 Jahre stattfindende zeitgenössische Kunstausstellung, die BesucherInnen aus der ganzen Welt anlockt. Im Sommer kann man in der Orangerie und dem Bergpark, welcher zum Weltkulturerbe erklärt wurde, die Seele baumeln lassen. Auch das Wahrzeichen Kassels, die Herkules-Statue, kann man im Bergpark bewundern. Am meisten lohnt sich ein Besuch derselben, wenn die beleuchteten Wasserspiele stattfinden.

Kosten

An- und AbreiseEUR 100-200
UnterkunftEUR 300-600 pro Monat
Essen und TrinkenCa. EUR 500 pro Monat
Öffentliche VerkehrsmittelEUR 58 pro Monat
FreizeitCa. EUR 200 pro Monat
GesamtEUR 1158-1558

Interessante Webseiten

© Köditz, Christoph: Klinikum Kassel

Kontakt

Bei Fragen zu Christoph Köditz Rotation, oder bei Fragen an Christoph Köditz persönlich, wenden Sie sich direkt an die GI-Redaktion. Schreiben Sie uns ein
E-Mail an: media@goinginternational.org

Haben Sie Fragen zu den Themen Arbeiten & Weiterbildung oder Jobsuche & Karriere? Dann schreiben Sie an Frau Mag. Seitz: office@goinginternational.org

Zitierung:

Köditz, Christoph: Erfahrungsbericht Klinikum Kassel – Allgemein- und Viszeralchirurgie 8 Wochen Rotation (Klinisch-Praktisches Jahr) am Klinikum Kassel (In: Polak, G. [Hg.]: GI-Mail 06/22, ISSN: 2312-0819 Going International, Wien 2022)


Diese Publikation steht hier zum Download bereit.


Veröffentlicht in GI-Mail 06/2022 (Deutsche Ausgabe).

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