Erfahrungsbericht Dhulikhel Hospital

Von Sarah Niederreiter.

Sarah Niederreiter, Medizinische Universität Innsbruck, Österreich

Bewerbung und Vorbereitung

Ich plante meinen Aufenthalt in Nepal zirka 1,5 Jahre im Voraus. Pro Monat können je zwei StudentInnen der Medizinischen Universität Innsbruck eine geförderte Famulatur bzw. KPJ im Dhulikhel Hospital absolvieren. Hierfür entfallen die 150 Euro Gebühr, die man normalerweise bezahlen muss. Folgende Voraussetzungen gelten für den geförderten Aufenthalt von der Medizinische Universität Innsbruck für angehörige StudentInnen, wie an der MUI Website aufgelistet:

  • abgeschlossener zweiter Studienabschnitt Humanmedizin (bei Antritt der Famulatur, jedenfalls im 3. Studienabschnitt)
  • KPJ: positive KMP 6
  • sehr gute Englischkenntnisse

Für die Bewerbung bedarf es folgender Unterlagen:

  • ausgefülltes Bewerbungsformular, welches man auf der MUI Website findet
  • Motivationsschreiben (englisch – mind. 1 Seite)
  • Famulaturbestätigungen (Kopie Famulaturschein)
  • Studienerfolgsnachweis (Ausdruck i-med.inside)
  • Lebenslauf (englisch)

Nach Einreichen der Unterlagen erhält man dann im besten Fall eine Zusage von Dr. Ram per E-Mail mit weiteren Informationen zum Ablauf und zur Organisation. Unter anderem erhält man ein Internetformular, wo man drei verschiedene Departments nach Präferenz angeben kann. Hierbei sind vor allem Emergency Medicine sowie Dermatologie zu empfehlen, da man hier erfahrungsgemäß am aktivsten in den Krankenhausalltag eingebracht wird.

Da es in den letzten Jahren vermehrt zu kurzfristigen Stornierungen im Rahmen des Programmes gekommen ist, wird von der Universität eine Kaution in Höhe von €100,- eingehoben, die man nach Abgabe des Erfahrungsberichtes wieder zurückerhält. Für weitere Informationen ist das Büro der Internationalen Beziehungen der Medizinischen Universität Innsbruck der Ansprechpartner.

Für StudentInnen anderer Universitäten: Ihr könnt mit Shinkala (Ansprechpartner für ausländische Famulanten) einfach in Kontakt treten, so wie ich das von anderen StudentInnen mitbekommen habe:

Ms. Shinkala Shresta,
Email: mdhos@mail.com.np; isacdh2013@gmail.com. 

Eine Website vom Dhulikhel Hospital für foreign students mit weiteren Informationen findet ihr am Ende des Berichts.

Zu Dr. Ram selbst: Dr. Ram Shresta erhielt ein Stipendium, um sein Medizinstudium in Wien zu absolvieren, anschließend schloss er seine Facharztausbildung in Feldkirch ab. Er ging zurück in sein Heimatland, um dort sein eigenes Krankenhaus aufzubauen.

Unterkunft, Visum, Impfungen

Als Unterkunft wählte ich Sharmila`s Guesthouse, welches 10 Gehminuten vom Krankenhaus entfernt ist. Eine Einzelbelegung kostet 1000 NPR, zu zweit 600 NPR. Im Guesthouse wird ein Frühstück und Abendessen für jeweils 200 NPR angeboten. Es gibt Warmwasser und eine Internetverbindung, jedoch sollte man Geduld aufweisen, da es häufig zu Stromausfällen kommt. Ein Notfallgenerator sorgt aber dafür, dass man nicht im Dunkeln sitzen muss. Des Weiteren wird ein Waschservice angeboten, jedoch empfiehlt es sich, Wäsche teilweise selbst zu waschen, da es ab und zu vorkommt, dass diese verloren geht. Es wohnen auch andere internationale StudentInnen im Guesthouse und man kann gemeinsam den Abend auf der Dachterrasse ausklingen lassen.

Sharmila Shresta
Dhulikhel municipality 3
House #52/12 – way of municipality

Dhulikhel, kavre, nepal
Email: sharmila_basnet@hotmail.com; sharmila_basnet@yahoomail.com
Handy: 9841443091

© Sarah Niederreiter- Dhulikhel

Bezüglich Impfungen sollte man sich früh genug informieren, da es teilweise mehrerer Teilimpfungen mit einem Abstand von 4 Wochen bedarf. Neben den Standardimpfungen (inkl. Meningokokken) machte ich auch Tollwut, Typhus und Japan B. Enzephalitis. Für meinen Aufenthalt benötigte ich das 90- tägige Visum um 190 USD. Bezüglich der Flüge kann ich euch die Fluglinie Qatar Airways empfehlen. Ich besuchte Nepal im September. Diese Jahreszeit ist nicht zu heiß und die Regentage sind bereits seltener geworden. Zudem habe ich über ein Reisebüro eine Reise + Schutzversicherung für den Aufenthalt abgeschlossen.

Das Krankenhaus

Zu Beginn: Das Dhulikhel Hospital ist ein für nepalesische Verhältnisse sehr sauberes und fortschrittliches Krankenhaus im Vergleich zu anderen Einrichtungen im Land. Bis auf einzelne spezifische Abteilungen, wie zum Beispiel Neurochirurgie, sind im Dhulikhel Hospital fast alle Departments vertreten.

© Sarah Niederreiter- Schockraum

Am ersten Tag geht man zum Community Department, welches sich im unteren Teil des Krankenhauses befindet (das Krankenhaus liegt im Hang). Etwas versteckt und vor Ende einer langen Steintreppe rechts findet man Shrinkhala, die einen nach der Begrüßung zur jeweiligen Abteilung begleitet. Im Laufe des Tages kümmert man sich um Administratives, wie zum Beispiel das Besorgen einer ID Card.

© Sarah Niederreiter- First Aid- Camp

Ich famulierte 4 Wochen auf dem Emergency Department. Dank Dr. Shree und Paramedic Shrawan fühlte man sich ins Team integriert und durfte sogar eigenständig mitarbeiten. Von Leitung bis Katheter legen, EKG schreiben, CPR und Medikamentenvorbereitung etc durfte man alles machen. Einmal hatte ich sogar die Möglichkeit, einen Patienten mit der Ambulance nach Kathmandu zu begleiten. Eine durchaus spannende Erfahrung. Des Weiteren kann man auf sogenannten „outreaches“ mitfahren, wo man mit einem Jeep in die etwas ländlicheren Gebiete fährt, um dort Patienten zu untersuchen. Im Rahmen meines Aufenthaltes arbeitete ich zudem in einem „First aid“ Camp während einer Veranstaltung in Kathmandu mit. Sollte es im ED mal ruhiger sein, kann man neben an in den Procedure Room gehen und an kleinen Eingriffen assistieren. Von Wundtoiletten im Bauchraum, bis hin zu Nekrotisierender Faszitiis gab es einiges zu sehen. Mit Englisch kommt man überall gut zurecht – umso mehr freuen sich die Einwohner, wenn man ein paar Wörter auf Nepali kann. Die normalen Arbeitszeiten sind von Montag bis Samstag, jedoch kann man mit Absprache den Samstag für Ausflüge nutzen.

Sonstiges, Ausflüge

Für das Krankenhaus kann man sich Scrubs von Sharmila ausleihen, da es sich bei ungewohnt hoher Luftfeuchtigkeit kaum im weißen Mantel aushalten lässt. Oropax, eigenes Desinfektionsmittel und Stirnlampe kann ich jedem empfehlen. Außerdem empfiehlt es sich eine gute Basis an Medikamenten mitzubringen. (Durchfallerkrankungen, Fieber, etc.). Man kann sich für wenig Geld und 2 Passbilder eine Nepali Simkarte besorgen. Ich persönlich habe mir keine Prepaid Card geholt. Zur Orientierung, vor allem bei Ausflügen am Wochenende, nutzte ich Maps.me – eines der besten Ausflugsziele meiner Meinung nach, ist Namobuddha, ein buddhistisches Kloster, zirka 3 Gehstunden von Dhulikhel entfernt. Für 1500 NPR kann man sich ein Zimmer nehmen. Dort bekommt man die Möglichkeit mit den Mönchen zu essen und wird zu den gesungenen Gebeten eingeladen. Eine wirklich unvergessliche Erfahrung mit den Gesängen und mitunter einer der besten Milk Teas, die ich je in Nepal getrunken habe. Eine weitere Wanderempfehlung ist Nargakot, etwa 6h zu Fuß entfernt. Bei gutem Wetter erhascht man hier eine wunderschöne Aussicht auf die Himalaya Bergkette.

Meine Erlebnisse

Zusammenfassend war meine Famulatur in Nepal ein abenteuerliches Erlebnis. Die Landschaft und Kultur des Landes machen es zu einer unvergesslichen Reise. Ich werde nie vergessen, als wir mit der Ambulance nach Kathmandu gefahren sind und der Fahrer bei Gegenverkehr einfach überholt hat, oder wir ohne ausführliches Monitoring des Patienten mit SHT mitten im Stau von Kathmandu festgesteckt sind. Ein anderes eindrückliches Erlebnis für mich war, als ein Patient reanimationspflichtig wurde und zuerst die Diskussion mit den Angehörigen stattgefunden hat, ob diese sich die Reanimation überhaupt leisten können. Ich war, unter anderem, auch im Schockraum tätig und es gab bestenfalls gerade mal zwei neue peripheral IV lines, denn die Angehörigen müssen immer zuerst zur Apotheke gehen und dort alle Utensilien (NaCL, Medikamente, Venenverweilkatheter) zu besorgen.

© Sarah Niederreiter- Ambulance

Ungefähre Kosten

Flug (Hin- und Rückflug mit Qatar, MUC – Doha – Kathmandu):   € 800,-
Unterkunft (pro Person):ca. € 300,- / Monat
Essen und Trinken:ca. € 200,- / Monat
Transport (öffentliche Verkehrsmittel):ca. € 50,- / Monat
Freizeitaktivitäten (Eintritte, Ausflüge):ca. € 200,- / Monat
Aktivitäten (Safari, Tauchen, Surfen,etc.):ca. € 250,- / Monat
Gebühren und Visum:ca. € 160,- / Monat
Gesamtca. € 1960,- / Monat

 

Interessante Websiten

Zitierung:

Niederreiter, Sarah: Erfahrungsbericht Dhulikhel Hospital (In: Polak, G. [Hg.]: GI-Mail 06/2020, ISSN: 2312-0819 Going International, Wien 2020)


Diese Publikation steht hier zum Download bereit.


Veröffentlicht in GI-Mail 06/2020 (Deutsche Ausgabe).

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