Erasmus Tertial in Köln

von Princiler Gund

Motivation

Princiler Gund, Medizinische Universität Wien, Österreich

Es war für mich von Beginn des Studiums klar, dass ich meine praktische Erfahrung im Studium auch im Ausland sammeln möchte.

Und auch wenn mich die ein oder andere private Urlaubsreise schon in sehr viel exotischere Länder geführt hat, habe ich mich bei der Absolvierung meines internistischen Tertials für ein Land entschieden, dass zwar nicht sehr weit weg ist aber in meiner beruflichen Zukunft eine sehr große Rolle spielen könnte, sodass es für mich sehr wichtig schien schon im Studium einen Einblick in ein Krankenhaus in Deutschland zu bekommen. Ich habe somit während meines Praktischen Jahres für 4 Monate ein Auslandstertial in der Klinik Merheim auf der pneumologischen Abteilung in Köln absolviert.

Bewerbung und Anmeldung

Ich habe mich für diese Stelle schon über ein Jahr im Voraus per E-Mail an das Chefsekretariat beworben und habe aufgrund meiner frühen Anfrage auch eine schnelle Zusage für die Zeit ab März 2021 bekommen. Mein Praktikum fand im Rahmen der ERASMUS Trainingsmobilitäten für Studierende statt und wurde somit nicht nur über die Klinik selbst, sondern auch durch das ERASMUS Programm finanziell gefördert.

Die Anmeldung für das ERASMUS Praktikum erfolgte über das International Office for Student & Staff Affairs der MUW und der Partneruniversität Privatuniversität Witten/Herdecke, als zugehöriger Lehrstuhl für die Pulmologie des Krankenhaus Merheim. Als externe/r StudentIn ist es auch möglich ohne ERASMUS Förderung in dieser Abteilung ein Praktikum zu absolvieren, jedoch lohnt sich die Anfrage zur ERASMUS Förderung für jeden, der auf eine Partneruniversität geht, sodass ich dies immer empfehlen würde.

Im Studium hatte ich das Gefühl, dass die Krankheitsbilder der Pneumologie in der Lehre oftmals zu kurz gekommen sind, sodass ich mein pneumologisches Wissen durch dieses Praktikum sehr gerne erweitern wollte. Auch aus persönlichen Gründen wählte ich diese Klinik. Da ich einige Kommilitonen kannte, die auch ein Praktikum in Köln absolvieren wollten, wählten wir aufgrund vieler positiver Kritik anderer Studierender diese Klinik aus, um in unterschiedlichen Abteilungen unser Tertial zusammen zu erleben. Somit wurden auch die soziale Komponente und der tägliche Austausch mit meinen PJ-KollegInnen eine sehr positive Erinnerung an meine Zeit in Köln.

Meine Tätigkeit im Krankenhaus Merheim - Klinikum der Universität Witten/Herdecke

Das Krankenhaus Merheim ist eines der größten Krankenhäuser in Köln und mit einer Bettenzahl von über 724 ein überregionales Haus der Maximalversorgung. Es ist das Hochschulklinikum der Universität Witten/ Herdecke und das akademische Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln und somit auch ein hochentwickeltes, modernes Zentrum im Bundesland Nordrhein-Westfalen.

Zur Zeit meiner Bewerbung Anfang 2020 konnte ich natürlich nicht ahnen, dass eine weltweite Pandemie auf uns zukommt und somit vor allem mein PJ in einer Lungenklinik völlig auf den Kopf stellen wird. Denn Corona war definitiv die vorherrschende Diagnose, die mich in diesen 4 Monaten auf jeder Station begleitete.

Mein Arbeitsalltag an der Lungenklinik begann mit einer meist 30- minütigen Morgenbesprechung gemeinsam mit den KollegInnen der Thoraxchirurgie. Anders als in anderen Abteilungen wurden die Studierenden in der Morgenbesprechung oft mit einbezogen. Zum Beispiel sollte man gezeigte Röntgenaufnahmen von neuen PatientInnen beschreiben oder es wurden Fragen gestellt und Besprochenes extra für uns und die AssistenzärztIinnen näher erklärt. In einer so großen Runde ist dies natürlich oft eine Herausforderung für uns Studierende gewesen, aber wurde auch als sehr gute Übung wahrgenommen.

Als Studierende im Praktischen Jahr hatte man in der Lungenklinik vielfache Einsatzmöglichkeiten. Im Grunde konnten wir im drei-/vierwöchigen Takt auf die IMC (Intermediate care) Weaning Station, die Intensivstation, die Normalstation und die Infektionsstation wechseln. Zusätzlich konnte man an einzelnen Tagen noch in die Bronchoskopie, in die onkologische Ambulanz und in die Chefarzt Sprechstunde. Bei einem Einsatz von 4 Monaten war es zu meiner Freude möglich, zusätzlich drei Wochen in der internistischen Notaufnahme zu arbeiten.

Zu meinen Hauptaufgaben gehörten die täglichen venösen und arteriellen Blutabnahmen, die Aufnahme neuer PatientInnen, das Legen von Venenverweilkanülen, Begleitung der Visite, Schreiben von Arztbriefen und alltägliche Stationsaufgaben wie das Beantragen von Reha Anträgen, Telefonate mit externen BehandlungspartnerInnen und Botengänge aller Art. Oftmals wurde in der onkologischen Abteilung Hilfe benötigt, zum Anstechen der Ports, als Assistenz bei der Gabe von Chemotherapien, beim Legen von Venenverweilkanülen oder bei Blutabnahmen.

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© Gund, Princiler: Selfie aus dem Ärztezimmer

Der Verlauf der Corona Pandemie war ein tägliches Thema und hat uns im klinischen Alltag oftmals Sorgen bereitet. Die tägliche Aufnahme von immer mehr Covid-19 PatientInnen, der hohe Arbeitsaufwand des ärztlichen und vor allem des pflegerischen Personals und vor allem der Verlust von eigenen PatientInnen zeigten mir die Ausmaße des Kampfes gegen die Pandemie aus der ersten Reihe. Da ich anfänglich als einzige Studierende durch meine zweifache Impfung zu diesem Zeitpunkt schon einen kompletten Impfschutz hatte, fing ich dementsprechend an meinem ersten Tag direkt auf der Corona Normalstation an und wechselte nach drei Wochen auf die IMC Station, auf der auch fast ausschließlich Corona PatientInnen behandelt wurden. Ich konnte somit unglaublich viel über die aktuelle Situation und die Behandlung der infizierten PatientInnen lernen und freute mich in diesen Zeiten einen wichtigen Beitrag leisten zu können. In der Abteilung arbeiteten auch Mitglieder der Belegschaft des Corona-Expertenrates der deutschen Bundesregierung und der Deutschen Gesellschaft für internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN), somit war man meist zuerst über neue Änderungen und die Entwicklungen informiert und konnte sich sehr gut auf diesem Gebiet weiterbilden.

Die Zeit auf der pulmologischen Normalstation und auf der Notfallambulanz, die die zweite Hälfte meines Praktikums dominierte, war jedoch eine willkommene Abwechslung und hat mich multidisziplinär gefordert. Da ich vor allem in der Notaufnahme sehr viel selbst machen konnte und mit vielen verschiedenen internistischen Krankheitsbildern konfrontiert wurde, hatte ich besonders dort eine steile Lernkurve, sodass ich mich optimal auf das Ende meines Klinisch Praktischen Jahres und meine letzte mündliche Prüfung vorbereiten konnte.

Meine Arbeitszeiten waren Montag-Freitag von 8 bis ca. 16:30/17Uhr. Man hatte auch die Möglichkeit die AssistenzärztInnen bei Ihren Nachtdiensten zu begleiten und konnte somit auch den Betrieb nach offiziellem Dienstschluss miterleben.

© Gund, Princiler: Lieblings PJ Kolleginnen und ich vor dem Spital

Das Teaching wurde vor allem durch das Engagement des Chefarztes regelmäßig gefördert, sodass der Tag mehrmals die Woche mit einer studentischen Chefarztvisite begann. Außerdem fanden wöchentlich edukative Besprechungen oder Tumorkonferenzen statt, die von den Studierenden besucht werden konnten.

Durch die Pandemie gab es leider keinen einheitlichen PJ Unterricht, jedoch wurde dieser durch Zoom Fortbildungen anderer Abteilungen oftmals ersetzt. Zur eigenen Weiterbildung hatte man die Möglichkeit eigene PatientInnen in Absprache mit den OberärztInnen zu behandeln. Auch Vorträge und die Absolvierung eines mündlichen Probeexamens waren hilfreiche Methoden für die Weiterbildung der Studierenden. Die ÄrztInnen der Lungenklinik waren immer sehr bemüht uns eine gute Lehre zu bieten und zeichneten sich auch durch ein junges Team aus, dass einen gerne miteinbeziehen wollte.

Fazit

Zusammenfassend waren die 4 Monate an der Pulmologie in Köln Merheim eine tolle und lehrreiche Erfahrung. Die Stadt Köln und Umgebung ist sehr abwechslungsreich und hat kulinarisch, kulturell und auch für den Ausflug ins Grüne einiges zu bieten. Die Menschen haben die typische rheinische Frohnatur, sodass ein Praktikum in einer der interessantesten Städte Deutschlands immer ein Erlebnis und für mich eine unvergessliche Erinnerung ist.

Kostentabelle für XY Monate

An- und AbreiseZugreise ca. 40-50 Euro pro Strecke
UnterkunftWG-Zimmer bei Freunden 400 Euro/Monat
Essen und Trinken250 Euro pro Monat
Öffentliche VerkehrsmittelJobticket 60 Euro im Monat
Freizeit200 Euro im Monat
Gesamtca. 1000 im Monat

Hintergrundinformationen und interessante Links

  •  Infos zur Erasmus Bewerbung

Die Erasmus Bewerbung kann einem oft kompliziert und langwidrig vorkommen. Es lohnt sich jedoch dranzubleiben und bei individuellen Problemen steht das International Office jedem mit Rat und Tat zur Seite.

  • Kliniken Köln und ihre AnsprechpartnerInnen

In Köln bieten auch viele andere Krankenhäuser ein vielfältiges Spektrum an Abteilungen und medizinischer Expertise an, die gerne an Studierende weitergegeben wird.

  • MUW Erasmus Partneruniversitäten

Nicht nur Deutschland ist ein beliebtes Ziel für Studierende im KPJ oder im 5. Studienjahr. Erasmus ist in vielen Ländern Europas möglich und regt dazu an, die ein oder andere Fremdsprache wieder aufzufrischen.

Tourismus

Alle wichtigen Sehenswürdigkeiten Kölns und Orte, die man definitiv besuchen sollte.

Jeder Kölner hat diese Seite abonniert und man lernt hier einiges über die rheinische Frohnatur.

© Gund, Princiler: vor dem berühmtesten Wahrzeichen Kölns „Der Kölner Dom"

Kontakt

Bei Fragen zu Princiler Gunds Beitragn, wenden Sie sich bitte an die GI-Redaktion.
Schreiben Sie uns ein E-Mail an: media@goinginternational.org

Haben Sie Fragen zu den Themen Arbeiten & Weiterbildung oder Jobsuche & Karriere?
Dann schreiben Sie an Frau Mag. Seitz: office@goinginternational.org

Zitierung

Gund, Princiler: Erasmus Tertial in Köln (In: Polak, G. [Hg.]: GI-Mail 09/22, ISSN: 2312-0819 Going International, Wien 2022)


Diese Publikation steht hier zum Download bereit.


Veröffentlicht in GI-Mail 09/2022 (Deutsche Ausgabe).

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