Abstract Einreichung und Poster Präsentieren leicht gemacht

von Emilie Han.

Es kommt wahrscheinlich einmal der Tag in jeder medizinischen Laufbahn, wo die Vorgesetzte oder der Vorgesetzte zu dir kommt, und dich bittet ein Abstract zum nächsten Kongress für die Postersitzung einzureichen. Dies kann im ersten Monat der AssistenzärztInnenausbildung geschehen oder auch schon früher, wie z.B. von DiplomarbeitsbetreuerInnen bereits während dem Medizinstudium. Je nachdem wieviel Glück man hat, erfährt man diese Information noch einige Wochen oder gar Monate vor der Einreichdeadline; oft ist es jedoch so, dass man die Aufgabe mit nur einigen Tagen Vorlaufzeit gestellt bekommt (in diesem Fall sollte man eine gewisse Menge an Daten oder einen interessanten Patientenfall jedenfalls schon parat haben, sonst wird aus dem stressigen Chaos schnell ein Ding der nahezu Unmöglichkeit).

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Allgemeine Infos zum wissenschaftlichen Poster

Das Ziel dieses Berichts ist es einen Überblick zum wissenschaftlichen Kongress aus der Sicht von Medizinstudierenden zu geben und einen kleinen How-to-Guide zu bieten, der die Schritte von Einreichung des Abstracts bis zum Tag der Posterpräsentation kurz abdecken wird.

Wenn du davor nicht bereits ein anderes Studium absolviert hast oder sonst keinen Bezug zum wissenschaftlichen Arbeiten gehabt hast, könnte es sein, dass beim Begriff „Poster Vorstellung“ oder „Postersitzung“ eine gewisse Verwirrung aufkommt. Dies gilt insbesondere, wenn man Poster oder Plakate zuletzt noch in der Volksschulzeit angefertigt hat und den Ausdruck im Kopf noch damit assoziiert. Die Frage stellt sich daher: Was genau soll das sein und wie hat man vorzugehen, damit alles dabei gut gelingt?

Aufbau, Format und Gliederung des Posters

Das wissenschaftliche Poster ist eine visuelle Darstellung des Abstracts, das man zu einem Fachkongress einreicht. Es kann in physischer Form existieren oder als e-Poster, das auf einem Bildschirm während des Kongresses gezeigt wird.
Wie üblich gliedert sich das Abstract in 4 Absätze:
(i) Einleitung/Hintergrund/Hypothese, (ii) Methoden, (iii) Ergebnisse, (iv) Schlussfolgerung
bzw. da meist die Abstracts in Englisch eingereicht werden, die entsprechenden 4 Unterüberschriften:
(i) Background and aims, (ii) Methods, (iii) Results, (iv) Conclusion).

Oftmals sind auch Abbildungen und Tabellen erwünscht. Die maximale Wortanzahl ist knapp begrenzt mit ca. 300-500 Wörtern, wobei die genauen Grenzen auch von Kongress zu Kongress unterschiedlich sind.

Die Postersitzung

Bei einem Kongress finden die Postersitzungen entweder in den Pausen zwischen den anderen Vorträgen statt oder als einen eigenen Programmpunkt. Dabei ist auch zu unterscheiden, ob es sich von einer moderierten oder unmoderierten Posterpräsentation handelt.
Bei einer moderierten Posterpräsentation hat man ca. 3-5 Minuten Zeit das Poster vor einer kleinen Runde bestehend aus ModeratorIn, anderen Poster-PräsentatorInnen der Sitzung und weiteren InteressentInnen, vorzustellen und anschließend folgt eine kurze Diskussionsrunde mit ein paar Fragen.

10 Schritte für die Abstract Einreichung („How-to-Poster“):

  1. Früh genug anfangen

Je mehr Zeit man hat sich vorzubereiten, desto weniger leicht passieren Schlampigkeitsfehler; auch kann man sich so besser in das Thema einlesen, worüber das Abstract handeln soll. Außerdem sind so die Korrekturrunden mit den Senior AutorInnen des Abstracts weniger stressig und es ist angenehmer für alle.

2. Thema des Posters
Manchmal handelt das Abstract bereits von einer fertig geschriebenen Arbeit, die quasi bereit für die Einreichung bei einem Fachjournal ist. Oft aber können die Inhalte eines Posters auch die am neuesten generierten Daten der Arbeitsgruppe sein. Dies ist besonders spannend, da man so durch die Diskussionsrunde bei der Posterpräsentation eventuell weiteren Input und Inspirationen zu den darauffolgenden Fragestellungen bekommt.

  1. Thema mit Senior Author(s) besprechen

Nachdem ungefähr eine Richtung feststeht, empfiehlt es sich das Thema noch einmal kurz mit der/dem LetztautorIn am Abstract abzusprechen. Sie oder er hat schon langjährige Erfahrung und kann somit helfen, die wichtigsten Punkte präzise hervorzuheben und somit eine Art roten Faden zum Thema des Posters zu schaffen.

  1. Vorgaben online anschauen

Bevor es mit dem Schreiben losgehen soll, zahlt es sich aus einen kurzen Blick auf die Veranstalterwebsite zu werfen. Da sind Eckdaten zum Abstract gegeben: z.B. Wortbegrenzung, Themenkategorien (da man bei der Einreichung oft eine Unterkategorie angeben muss, kann man sich im Vorhinein auch schon überlegen, wo das eigene Poster am besten reinpassen könnte), wie die Einreichung passieren sollte (Online-Tool vs. per E-Mail schicken), allgemeine Regeln (z.B. generische Namen für Medikamente, oder ob Institutionen namentlich genannt werden dürfen)

  1. Schreiben

Eine erste Version des Abstracts verfassen, untergliedert in (i) Hintergrund/Hypothese, (ii) Methoden, (iii) Ergebnisse und (iv) Schlussfolgerung, dabei sich so kurz wie möglich halten.

  1. Korrekturen

Zuerst selbst Korrekturlesen und anschließend der/dem Senior AutorIn und Ko-autorInnen schicken mit der Bitte nach Feedback und Kommentaren. Für diese Korrekturrunden genug Zeit einplanen, im Optimalfall 1-2 Wochen. Nachher unbedingt noch einmal kontrollieren, ob das Abstract noch innerhalb der maximal Wortgrenze fällt. Wenn die finale Version das OK erhalten hat, kann man sich dem Einreichen zuwenden.

  1. Einreichung vorbereiten

Account für die Online-Einreichplattform erstellen (nur noch selten geschieht die Einreichung per E-Mail), Abstract hochladen oder in die Textmaske kopieren (dabei darauf achten, ob die Sonderzeichen auch richtig übernommen werden!), noch einmal alles Korrekturlesen.

  1. Ko-autorInnen und Institutionen angeben

Name (+ Emailadresse) und Institution aller Ko-autorInnen angeben, besonders auf Tippfehler bei den Namen achten. Eventuell sind noch allfällige Interessenskonflikte anzugeben oder die passende Kategorie oder Schlagwörter für das Poster auszuwählen.

  1. Abschicken und Warten

Nachdem nochmal alles doppelt und dreifach auf die Richtigkeit kontrolliert wurde, kann man den letzten Knopf zum Abschicken der Einreichung klicken. Nun bleibt nichts anderes mehr übrig als die paar Wochen oder Monate bis zur Entscheidung abzuwarten.

10. Verkündung über den Status des Abstracts

  • Abstract angenommen: Gratuliere! Zeit sich zu freuen, zu feiern, und anschließend die nächsten Schritte für die Posterpräsentation tätigen.
  • Abstract abgelehnt: Schade, aber kann auch passieren, dass das eigene Poster mal nicht selektiert wird. Man kann trotzdem zum Kongress gehen, dort bei Vorträgen zuhören und etwas Neues lernen. So macht man sich bereits mit der Umgebung bereits vertraut und hat bei der nächsten Einreichung (wenn man es wieder versuchen möchte) auch schon eigene Erfahrungswerte gesammelt.

Was sind die nächsten Schritte nach einem angenommenen Poster?

  1. Registrierung zum Kongress: online über die Tagungswebsite, oft sind die Studierendenpreise vergünstigt oder gratis (besonders auch wenn man selbst einen Beitrag, wie z.B. ein Poster, hat).
    • Bei manchen Veranstaltern und Kongressen, die im Ausland stattfinden gibt es auch Reisezuschüsse für junge Mitglieder (meist <40 Jahre) auf die man sich auch bewerben kann, um sich so Hotel- und Transportkosten zu sparen.

  2. Das Abstract zu einem Poster umformatieren (geht in PowerPoint recht gut) und entweder zum Druck schicken (dabei auf Tippfehler Korrekturlesen, das richtige Format auswählen, d.h. groß genug z.B. A0) oder als e-Poster innerhalb der Deadline hochladen.
    • Auf genaue Spezifikationen achten: Hoch- vs. Querformat, Mindestschriftgröße, Schärfe der Abbildungen, Verwendung von Logos erlaubt oder untersagt.
    • Oft gibt es von der eigenen Universität oder Institut auch PowerPoint Vorlagen, die man als Grundlage für das eigene Poster gut heranziehen kann.

  3. Den eigenen Vortrag üben! FreundInnen, KollegInnen, Familie vorsagen, sodass es flüssig klappt und somit am Tag selbst die Nervosität geringer ausfällt.
    • Unbedingt auch die Zeit mitstoppen beim Üben, um ein Gefühl für die eigene Rededauer zu bekommen, damit man die kurze Präsentationszeit nicht überzieht.
    • Fragen und Antworten überlegen: Man kann sich auch selbst bereits überlegen, was für Fragen nach der Posterpräsentation kommen könnten, und so im Kopf die Szenarien durchgehen.

  1. Das Kongressprogramm sich im Vorhinein anschauen: entweder laufen verschiedene Sitzungen und Vorträge parallel (wie es bei größeren Kongressen der Fall ist) oder es gibt für alle Kongressbesucher das eine gleiche Programm ohne zeitliche Überlappungen. Im ersteren Fall ist es hilfreich sich davor schon kurz zu überlegen, welche Vorträge man sich gerne anhören würde. Außerdem stehen im Programm noch andere Informationen wie z.B. Ort und Zeit, wann die Poster aufgehängt werden sollen, wie viele Fortbildungspunkte anrechenbar sind, etc.

  1. Am Tag der Posterpräsentation:
    • empfehlenswert ist es eher professionell angezogen zu sein (overdressed ist besser als underdressed), Business Casual ist meistens angemessen.
    • besser ist es früh genug anzukommen: da hat man Zeit, um Ort/Raum für die Postersitzung im Vorhinein auskundschaften und Poster aufhängen (falls es kein e-Poster ist), und sich andere Vorträge und Präsentationen anhören.
    • bevor man selbst mit der Präsentation dran ist, noch einmal tief durchatmen 😊

Zu Schluss, nicht vergessen bei der ganzen Sache etwas Spaß haben, neue Kontakte zu knüpfen und viel Spannendes zu lernen. Die erste eigene Präsentation bei einem Kongress ist eine Erfahrung, die bereichern soll und man braucht sich nicht fürchten!

Außerdem zu beachten gilt, bei welchem Kongress man ein Abstract einreicht! Im wissenschaftlichen Umfeld ist das „predatory publishing“ oder „predatory journals“ bereits Vielen ein Begriff, jedoch existieren als Pendant dazu auch „predatory conferences“. Die Veranstalter dieser Art von Kongressen sind, ähnlich wie bei den Herausgebern der unseriösen Publikationen, hauptsächlich darauf aus möglichst hohe Gewinne von den Kongressteilnehmern zu erzielen, ohne tatsächlichen wissenschaftlichen Nutzen oder Peer-Review-Prozesse. Alarmglocken sollten losgehen, insbesondere wenn die Annahme des Kongressbeitrags für den/die Präsentierende/n mit höheren Kosten verbunden ist als für eine reine Teilnahme am Kongress. Bei vielen Kongressen bekommt man als junge (unter 40 J. bzw. unter 35 J.) Vortragende mit eigenem Beitrag die Registrierungskosten erlassen oder zumindest vergünstigt. Mehr Details zu den „predatory conferences“ sind hier nachzulesen:

Kontakt

Bei Fragen zu Emilie Han’s Guide oder bei Fragen an Emilie Han persönlich, wenden Sie sich direkt an die GI-Redaktion. Schreiben Sie uns ein
E-Mail an: media@goinginternational.org

Haben Sie Fragen zu den Themen Arbeiten & Weiterbildung oder Jobsuche & Karriere? Dann schreiben Sie an Frau Mag. Seitz: office@goinginternational.org

Zitierung:

Han, Emilie: Abstract Einreichung und Poster Präsentieren leicht gemacht (In: Polak, G. [Hg.]: GI-Mail 02/23, ISSN: 2312-0819 Going International, Wien 2023)


Diese Publikation steht hier zum Download bereit.


Veröffentlicht in GI-Mail 02/2023 (Deutsche Ausgabe).

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