Mein Erfahrungsbericht Famulatur in Berlin

von Melisande Konadu.

Motivation

Ich wollte schon immer über einen längeren Zeitraum in einer neuen Stadt leben, neue Menschen kennenlernen und mich dadurch persönlich weiterentwickeln. Da die Organisation, einer Famulatur in Deutschland, sehr ähnlich zu der in Österreich abläuft, habe ich mich dafür entschieden mich in Deutschland zu bewerben. Schon immer war es zudem mein Wunsch zeitweise in Berlin zu leben, daher habe ich mich für eine Famulatur an der renommierten Universitätsklinik Charité beworben.

Meine Erwartungen waren es eine ausgezeichnete Ausbildung an einem renommierten Universitätsklinikum zu erhalten, chirurgische skills zu erlernen, und selbstständig vieles ausprobieren zu können. Zusätzlich war es mir wichtig eine neue Stadt und das Leben darin kennenzulernen. Daher suchte ich mir eine WG, in welcher ich meine Zeit mit BerlinerInnen während der Famulatur verbrachte. Zudem versuchte ich Kontakte mit anderen Studierenden in der Klinik zu knüpfen und meine Freizeit mit ihnen zu verbringen.

Bewerbung

Durch eine Kommilitonin habe ich die E-Mail-Adresse zur Bewerbung an der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie (Polytraumaversorgung) der „Charité – Universitätsmedizin Berlin“ bekommen. Ich habe daraufhin direkt eine E-Mail verfasst und meine Bewerbungsunterlagen, welche aus Lebenslauf und Bewerbungsschreiben bestanden, versandt. Kurz darauf bekam ich eine Antwort mit der Zusage für eine Famulatur und einem Terminvorschlag. Die Bewerbung war also sehr unkompliziert und die Dame, mit welcher die Famulatur vereinbart wird, ist überaus nett und zuvorkommend. Man kann also sicherlich auch vorerst anrufen, um sich über freie Famulaturplätze zu informieren. Da die Charité sehr beliebt ist, sollte man sich frühzeitig bewerben, um seinen Wunschplatz zu bekommen. Ich habe mich damals fast 1 Jahr im Voraus beworben und habe den letzten Platz im Folgejahr erhalten.

Tätigkeit und Arbeitsbedingungen

Die Hierarchie im Universitätsklinikum war im ÄrztInnenteam deutlich zu spüren. Die StudentInnen nahmen aber eine gesonderte Rolle in diesem Gefüge ein. Ich hatte die Möglichkeit sehr frei zu entscheiden, wohin ich gehen wollte. Zum Beispiel konnte ich in der Ambulanz kleinere Wunden versorgen und dabei nähen üben, oder aber bei der Visite Verbände abnehmen und neu anlegen. Auch war es möglich im OP zuzuschauen bzw. am Tisch mitzustehen und mitzuhelfen. Am Schluss zunähen war manchmal möglich, aber wirklich bei der OP mithelfen die Ausnahme.
Manchmal wurde man auch von OberärztInnen geprüft, es wurde aber nie unangenehm. Das gesamte ÄrztInnenteam war sehr nett zu den StudentInnen. Die Einbindung ins Team war im Großen und Ganzen gut und vergleichbar zu Kliniken in Österreich. Man war meist mit denselben ÄrztInnen unterwegs und kannte diese nach einer Zeit. Manchmal wurde man auch in den OP gerufen, um auszuhelfen. Meist war man aber für nichts Spezifisches zuständig und konnte sich anschauen, was einen interessierte.

Sprachbarrieren

Da Deutsch meine Muttersprache ist, gab es diesbezüglich keine Probleme. Ich musste mich aber daran gewöhnen, den Chef der Abteilung und alle Vorgesetzten bzw. PatientInnen mit „Hallo“ und „Tschüss“ anzusprechen.

Arbeitszeiten und Klinikalltag

Ich arbeitete von ca. 7:00 – 16:00 Uhr. Vorgesehen war es von 07:00 bis 15:30 Uhr zu bleiben. Manchmal waren die Arbeitszeiten auch länger. Länger bleiben wurde immer gerne gesehen, aber war kein Muss. Der Chef der Abteilung hatte mir sogar einmal frei gegeben, um die Stadt erkunden zu können. Es war auch möglich abends/nachts mitzuarbeiten, was in der Ambulanz interessant und empfehlenswert war. Ich habe dies ein, zwei Mal gemacht und bin dafür abends wieder in die Klinik gefahren, um dann nach ein paar Stunden, noch vor Mitternacht nach Hause zu fahren. Interessierte StudentInnen sind dort immer willkommen und dürfen teils selbstständig mitarbeiten.

Mehrmals wöchentlich gab es vor der Morgenbesprechung eine kurze Präsentation über ein bestimmtes Thema. Diese fand direkt im selben Raum statt, in welcher auch die Morgenbesprechung danach stattfand. Manchmal kam man leider etwas zu spät, da man noch Verbände von der kurzen Stations-Visite davor wechseln musste. Zu spät kommen wurde nicht gerne gesehen, war aber oft nicht anders möglich. Zusätzlich gab es „Grand Rounds“ und „M&M Konferenzen“, in welchen bestimmte PatientInnenfälle besprochen wurden. Diese fanden hauptsächlich nachmittags statt und man konnte teilnehmen, musste aber nicht. Da es ein Universitätsklinikum ist, gab es noch weitere Konferenzen und Journal Clubs. StudentInnen waren überall willkommen und wenn man sich ausreichend informiert, kann man sicherlich an jedem Lehrprogramm teilnehmen.

Die Klinik

Die Klinik war sehr gut und zeitgemäß ausgestattet, als eine der renommiertesten und größten Kliniken Europas. Die Ambulanz war ganztätig ausgelastet mit vielen PatientInnen im Wartezimmer. Es war immer ein Assistenzarzt in der Ambulanz. In der Abteilung gab es drei Stationen, welche immer voll ausgelastet waren. Die PatientInnen waren vom Alter und Geschlecht sehr durchgemischt. Man betreute jüngere, als auch ältere PatientInnen in der Ambulanz und auf den Stationen.

Versicherung

Ich habe keine zusätzliche Versicherung abgeschlossen und kann daher keine Empfehlungen in diesem Bereich abgeben.

Kostentabelle

Flixbus Hin und ZurückEUR 60
Unterkunftca. EUR 450/Monat
Transport Öffisca. EUR 90/Monat
Freizeitaktivitätenvergleichbar mit Österreich
Essen und Trinkenvergleichbar mit Österreich
Gesamtkosten Anreise/Unterkunft/Öffisca. EUR 600
Gesamtkosten Freizeitaktivität/Essenab ca. EUR 500

Interessante Webseiten

Lehrsekretariat Centrum für Muskoloskeletale Chirurgie; https://cmsc.charite.de/studium_lehre/

Informationen Charité – Universitätsmedizin Berlin

Der öffentliche Verkehr ist in Berlin durch den Verkehrsverbund Brandenburg Berlin, kurz VBB organisiert. Hier ein Link um Infos abzurufen. Man kann auch die VBB App nutzen, um Verbindungen herauszusuchen. Zusätzlich ein Link zum Liniennetz

Information zu Kultur und Nachtleben

Kontakt

Bei Fragen an Melisande Konadu persönlich, schreiben Sie eine E-Mail an: melisande.konadu@gmail.com

Haben Sie Fragen zu den Themen Arbeiten & Weiterbildung oder Jobsuche & Karriere? Dann schreiben Sie an Frau Mag. Seitz: office@goinginternational.org

Zitierung:

Nachname, Vorname: Titel des Artikels bzw. der Publikation (In: Polak, G. [Hg.]: GI-Mail 04/2023, ISSN: 2312-0819 Going International, Wien 2023)


Diese Publikation steht hier zum Download bereit.


Veröffentlicht in GI-Mail 04/2023 (Deutsche Ausgabe).

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