Mein KPJ in Tansania an der Muhimbili University of Health and Allied Sciences

Von: Marlene Bernsteiner

Motivation meines Aufenthalts in Afrika

Mein erstes KPJ-Tertial durfte ich auf der Allgemeinchirurgie des Muhimbili National Hospital in Dar es Salaam, Tansania, absolvieren schon früh stand für mich fest, dass ich einen Großteil meines KPJs im Ausland verbringen wollte. Dass es schließlich Afrika wurde, ergab sich eher zufällig: Eine Freundin wurde durch höhersemestrige Studierende auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, vier Monate in Dar es Salaam zu verbringen. Zwischen zwei Seminaren erklärte sie uns spontan  den Bewerbungsprozess. Anfangs erschien mir die Entscheidung, vier Monate in einem völlig anderen kulturellen Umfeld zu verbringen, ziemlich groß und herausfordernd– nach ein paar Nächten Bedenkzeit war ich überzeugt und ehrlich gesagt ziemlich begeistert von der Vorstellung, mein Chirurgie-Tertial dort zu absolvieren.

Marlene Bernsteiner
Marlene Bernsteiner

Medizinische Tätigkeit

Bewerbung und Anmeldung

Die Bewerbung lief direkt über das Exchange Office der MUHAS (Muhimbili University of Health and Allied Sciences), unter der E-Mail-Adresse: elective@muhas.ac.tz. Wir haben uns etwa zwei Jahre im Vorausbeworben– was uns und der Universität ausreichend Zeit zur Planung gegeben hat. Ich denke jedoch, dass auch eine spätere Bewerbung möglich gewesen wäre. Benötigt wurden:

Wir hatten uns zu sechst beworben, und nach und nach erhielt jeder von uns eine Zusage. Etwa vier Monaten nach der Bewerbung hatten schließlich alle einen Platz. Die Anmeldung an unserer Heimatuniversität erfolgte – wie bei jedem anderen KPJ-Tertial im Ausland – über Mobility Online.

Tätigkeit und Arbeitsbedingungen

Ich habe mich für die Allgemeinchirurgie beworben, die am Muhimbili Hospital in verschiedenen Teilbereichen unterteilt ist: Viszeralchirurgie, Plastische Chirurgie und Kinderchirurgie. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, in andere Fachrichtungen hineinzuschnuppern – das lässt sich unkompliziert direkt vor Ort organisieren.

Die Zeiteinteilung war sehr flexibel: Man konnte selbst entscheiden, ob man den Tag auf Station oder im OP verbringen wollte, und wurde im OP immer freundlich empfangen. Bei Interesse durfte man fast immer assistieren,  was natürlich den Vorteil hate, einen besseren Einblick in die Operation zu bekommen.  Meist war ich jedoch nur für das Absaugen, Hakenhalten oder Zunähen zuständig, doch auch so war man mitten im Geschehen eingebunden.

Im September und Oktober hatten die tansanischen Studierenden keine Lehrveranstaltungen, wodurch für uns mehr Platz und praktische Möglichkeiten im OP entstanden.

Bezüglich Arbeitszeiten gab es großen Gestaltungsspielraum, man konnte mal später oder mal früher kommen, Wer – wie zwei von uns – in der Orthopädie und Unfallchirurgie eingesetzt war, hatte auch die Möglichkeit, Spät- oder Nachtdienste mitzumachen. Die Unterrichtssprache ist Englisch, sodass die Kommunikation mit ÄrztInnen und Studierenden problemlos möglich war. Mit den PatientInnen wurde hingegen auf Swahili gesprochen – ein paar Grundvokabeln vorab zu lernen, hat sich sowohl im Stationsalltag als auch im täglichen Leben definitiv ausgezahlt und wurde von den Menschen sehr geschätzt.

Interessanterweise wurde auf Swahilli oft lauter gesprochen als auf Englisch, was vor allem durch die OP-Maske- das Verstehen gelegentlich erschwerte. Man gewöhnt sich jedoch schnell daran. Zwischen ÄrztInnen und PatientInnen fand die Kommunikation fast ausschließlich auf Swahili statt.

Wir haben im Vornhinein ein paar Wörter Swahili gelernt, was den Kontakt zu den Leuten deutlich vereinfachte und auflockerte. Das lohnt sich auf jeden Fall – ist aber keineswegs Voraussetzung. Vor Ort bekommt man auch ohne Vorkenntnisse viel mit.

Es wurden zwar Fortbildungen angeboten, diese fanden jedoch nicht immer regelmäßig statt. Am besten schließt man sich einfach den lokalen Studierenden an, um nichts zu verpassen.

Wichtig zu wissen ist, dass es für den OP zwar eigene Kleidung gab, für die Arbeit auf den Stationen jedoch nicht – daher haben wir uns  selbst jeweils zwei Garnituren mitgebracht.

Über das Krankenhaus

Das Muhimbili National Hospital ist eines der größten und fortschrittlichsten Krankenhäuser in Tansania, dennoch sind deutliche Unterschiede zu europäischen Kliniken spürbar. Aufgrund begrenzter Ressourcen , werden zum Beispiel Mehrweg OP-Kittel und OP-Abdecktücherverwendet. Desinfektionsmittel ist nur in sehr geringem Ausmaß vorhanden, weshalb wir stehts ein eigenes in unserer Kitteltasche mitführten. Die Stationen sind nach Geschlecht getrennt, pro Raum liegen oft 25 oder mehr PatientInnen. Viele Menschen haben keine Krankenversicherung und sehr begrenzte finanzielle Mittel. Deshalb können viele notwendige Operationen nicht durchgeführt werden oder müssen kurzfristig abgesagt werden.

Vorsorgeuntersuchungen sind kaum vorhanden, und viele PatientInnen kommen erst in sehr weit  fortgeschrittenen  Krankheitsstadien ins Krankenhaus. Geldmangel und fehlende Absicherung sind hier große limitierende Faktoren.
All dies mitzuerleben war oft belastend und schwer mitanzusehen.

Freizeitaktivitäten

©Marlene Bernsteiner; Letztes Camp vor dem Gipfel des Kilimandscharo

Neben dem Krankenhaus blieb noch genügend Zeit, um die Umgebung kennenzulernen. Besonders zu empfehlen sind der nicht mal eine Stunde  vom Krankenhaus entfernte Kipepeo Beach, die mittwochs Karaoke-Abende in der Samaki-Samaki-Bar, ein Tagestrip zur Insel Mbudya, einen Swahili-Kochkurs oder sogar eine Wochenende Safari im Mikumi-Nationalpark. Noch dazu liegt Sansibar nicht weit von Dar es Salaam entfernt und man kann sogar einen verlängerten Wochenendtrip mit Flugzeug oder Fähre planen. Viele unserer Aktivitäten, wie die Mikumi-Safari, haben wir über einen lokalen Guide (Daniel) organisiert (siehe unten) – das war nicht nur günstiger als über europäische Anbieter, sondern das Geld bleibt auch in Tansania.

Natürlich kann man auch noch eine größere Safari in die Serengeti anhängen oder im Anschluss den Kilimandscharo erklimmen, eine Erfahrung, die wir nie vergessen werden. 

Kulinarisch kommt man sehr günstig weg, gutes Essen in einem Restaurant bekommt man für fünf bis sechs Euro . Das Essen in der Krankenhauskantine, dass wir anfangs sehr gerne gegessen haben, wurde allerdings mit der Zeit recht eintönig .Kostet dafür allerdings auch nur ca. 1,5 Euro. Auf den lokalen Märkten findet man günstiges und frisches Obst und Gemüse.

Sicherheit

Unsere Unterkunft haben wir über AirBnB gebucht und wurde, wie die meisten anderen Unterkünfte, durchgehend von Securities bewacht. Man wird zwar darauf hingewiesen, auf Wertgegenstände zu achten und nachts nicht alleine unterwegs zu sein, aber wir haben uns vor Ort stets sicher gefühlt und generell keine negativen Erfahrungen gemacht.

 Als EuropäerInnen fällt man natürlich auf und wird daher sehr oft angesprochen, was anfangs ungewohnt ist, aber eigentlich immer freundlich gemeint ist.

Impfungen/Malariaprophylaxe und Versicherungen

Ich habe mich sowohl bei meinem Hausarzt als auch im Tropeninstitut der MedUni Wien bezüglich Impfungen und Malariaprophylaxe beraten lassen. Für diese Reise habe ich mich gegen Gelbfieber, Cholera, Meningokokken, Typhus, Tollwut, Hepatitis A impfen lassen.

Was viele unterschätzen: Eine der häufigsten Reiseerkrankungen ist Influenza – diese Impfung sollte man also nicht vergessen. Einige Impfungen müssen selbst bezahlt werden, ebenso  wie die Malariaprophylaxe, deren Kosten je nach gewähltem Medikament stark varrieren können.

Ich hatte eine Reiseversicherung über eine ÖAMTC-Mitgliedschaft bei der UNIQUA. Eine zusätzliche Haftpflichtversicherung hatte ich nicht abgeschlossen.

Kosten

Die Studiengebühren werden entweder in bar ($) vor Ort bei einer lokalen Bank oder per Überweisung auf das Konto der MUHAS bezahlt. Dabei fällt eine zusätzliche Gebühr für Auslandsüberweisungen an. Zur Sicherheit hatten wir  auch Summe an Bargeld in US-Dollar mitgenommen, was sich als praktisch erwiesen hat, aber nicht zwingend notwendig.

Unsere Unterkunft lag nur etwa zehn Gehminuten vom Krankenhaus entfernt, was den Alltag sehr angenehm gemacht hat. Für längere Strecken sind wir meist mit dem Taxi oder einem Bajaji gefahren, welche wir einfach über Bolt oder Uber gebucht haben. Der Verkehr in Dar es Salaam ist chaotisch, weshalb Spaziergänge nicht immer entspannt sind – besonders entlang größerer Straßen. Die Fahrtkosten sind allerdings sehr niedrig und mit europäischen Preisen nicht vergleichbar – oft zahlt man unter einem Euro pro Strecke.

Die größten Ausgaben während des Aufenthalts sind definitiv die Freizeitaktivitäten, vor allem größere Safaris oder Trips zum Kilimandscharo– aber genau diese Erlebnisse haben das Tertial so besonders und unvergesslich gemacht.

Kostentabelle für 4 Monate

Beschreibung Kosten in Euro
Unterkunft pro Person (Airbnb) pro Monat500
Essen und Trinken pro Monat200
Transport (mit Bolt) pro Monat20
Freizeitaktivitäten pro Monat1000
Studiengebühren pro Monat337
Kosten pro Monat2057
Flug (Hinflug- und Rückflug mit Turkish Airlines800
Gesamtkosten 4 Monate2857

Interessante Webseiten

  • MUHAS (Webseite der Uni)
  • Muhubili National Hospital (Webseite des Krankenhauses)
  • Visum: lieber früher beantragen als in den letzten paar Wochen vor Abreise, das spart unnötigen Stress
  • Safari, Kilimandscharo, andere Ausflüge über die Organisation von Guide Daniel

Bei Fragen zu Marlene Bernsteiner Famulatur, oder bei Fragen an Marlene Bernsteiner

persönlich, wenden Sie sich direkt an die GI-Redaktion. Schreiben Sie uns ein E-Mail an: media@goinginternational.org

Haben Sie Fragen zu den Themen Arbeiten & Weiterbildung oder Jobsuche & Karriere? Dann schreiben Sie an Frau Mag. Seitz: office@goinginternational.org

WP EB

Zitierung:

Bernsteiner, Marlene: Mein KPJ in Tansania an der Muhimbili University of Health and Allied Sciences


Diese Publikation steht hier zum Download bereit.


Wird veröffentlicht in GI-Mail 08/2025 (Deutsche Ausgabe).

  • Kennen Sie unseren monatlichen Newsletter GI-Mail mit Tipps zu postgradualen Lehrgängen und Kongressen? Hier geht es zuAnmeldung.
  • Sind Sie auf der Suche nach neuen beruflichen Herausforderungen/Jobs & Vakanzen? Hier finden Sie die aktuellen Stellenangebote.
  • Kennen Sie schon unsere monatliche Job-Information GI-Jobs mit aktuellen Stellenangeboten für ÄrztInnen, ManagerInnen und dipl. Fachpflegekräfte? Hier geht es zur Anmeldung.
  • Sind Sie an neuen postgraduellen Kursen und CME-Weiterbildung interessiert? Laufend neue Kurse & Kongresse von mehr als 2300 Veranstaltern finden Sie in der Bildungsdatenbank »medicine & health«

    Bildungs-Newsletter

    Job-Newsletter

    Archive

    Comments are closed.