„Mein KPJ am Hospital Universitario Virgen del Rocío in Sevilla, Spanien“

von Samira Nickl

Motivation zu meinem Auslandsaufenthalt:

Das klinisch-praktische Jahr im Ausland zu verbringen, bietet eine ausgezeichnete Möglichkeit, Auslandserfahrungen zu sammeln und verschiedene Gesundheitssysteme hautnah zu erleben. Aus diesem Grund hat es sich für mich gut angeboten, das gesamte KPJ  im Ausland verbringen.
„Mein erster Aufenthalt in Spanien war während eines Schüleraustausches in der Schulzeit. Seit dieser Erfahrung konnte ich mir auch schon während des Studiums gut vorstellen noch einmal für eine längere Zeit in Spanien zu leben. 

Da mir die Zeit in Spanien damals schon gut gefallen hat, wollte ich dies während der Studienzeit ebenfalls wieder erleben.

Samira Nickl

 Deswegen fiel die Wahl meines ersten KPJ-Tertials auch auf die Unfallchirurgie am Hospital Universitario Virgen del Rocío in Sevilla. Dies ist die Hauptstadt von Andalusien, dem Süden von Spanien.

Ich wollte außerdem das Gesundheitssystem in diesem Land kennenlernen und besser verstehen, wie es aufgebaut ist und funktioniert. Dadurch kann man verschiedenste Erfahrungen sammeln und auch die jeweiligen Prozesse vergleichen.

Über meine Bewerbung und Anmeldung:

Der Beginn gestaltete sich schwierig, weil das Finden von Kontaktpersonen für eine Rotation in spanischen Krankenhäusern nicht ganz einfach war. Da auf vielen Websites spanischer Krankenhäuser keine E-Mail-Adresse angegeben ist, gestaltet sich das erste Kontaktieren häufig schwierig. Auf den Websites vieler spanischen Krankenhäusern gibt es nämlich keine Kontakt E-Mail-Adressen, sodass das erste Kontaktieren zunächst eine Herausforderung sein kann. Hat man dann eine E-Mail gefunden, bekommt man nicht immer sofort eine Antwort. Was man jedoch auch beachten muss, ist, dass in spanischen Krankenhäusern Rotationen oft nur zwei Monate im Sommer möglich sind, da dann keinen spanischen Studierende Kurse haben und die Abteilungen Platz für anderweitige Studierende haben. Deswegen kann es sein, dass man nur ein 8-wöchiges Tertial absolvieren kann. Dies ist jedoch abhängig vom jeweiligen Fach und dem gewünschten Krankenhaus. Auf der Unfallchirurgie am Hospital Universitario Virgen del Rocío in Sevilla sind jedoch auch 16 Wochen möglich, sodass ich mein gesamtes chirurgisches Tertial dort verbracht habe.  Als ich den Arzt, der für Bildung auf der Abteilung zuständig ist, kontaktiert hatte, bekam ich dann recht schnell eine Antwort, dass mein KPJ-Tertial zu meinen gewünschten Daten möglich sei. Das Zusenden der erforderlichen Dokumente und des Learning Agreements verlief problemlos. Falls Plätze für Studierende zur Verfügung stehen, ginge das bestimmt auch spontaner, aber je früher man sich meldet, desto besser.

Meine Tätigkeit und die Arbeitsbedingungen:

Die Einbindung in das Team in Spanien verlief stetig. In Andalusien sind die Menschen grundsätzlich sehr herzlich. Die Hierarchie war bemerkenswert flach, und selbst der Chefarzt der Unfallchirurgie wurde per Du angesprochen. Man muss sich jedoch auch erst in das Team hineinarbeiten, um selbst auch noch mehr eingebunden zu werden. Hierbei ist es von Vorteil, Eigeninitiative zu zeigen und aktiv bei den ÄrztInnen nachzufragen.
Es gibt nur eine Unterscheidung zwischen AssistenzärztInnen („Residentes“) und den FachärztInnen/OberärztInnen („Adjuntos“). Eine wirkliche Hierarchie zwischen den Adjuntos oder Unterscheidung in OberärztInnen gibt es nicht, abgesehen vom Chefarzt. Auf der Unfallchirurgie am Virgen del Rocío gibt es ausreichend Residentes, sodass man nicht unbedingt jeden Tag die Möglichkeit hat sich mit einzuwaschen und zu assistieren. Dies kann man jedoch mit seinem Mentor besprechen und er kann einen darauf hinweisen, in welchem OP-Saal es am jeweiligen Tag besser möglich ist. Grundsätzlich rotiert man zwischen der Station („Planta“), dem OP („Quirofano“), der Notaufnahme („Urgencias“) und den Consultas. In den Consultas sieht man meist die postoperativen Kontrollen der PatientInnen in verschiedenen Abständen nach der Operation. Es gibt eine generelle Einteilung, wie viel Zeit man wo verbringen sollte, aber man kann das immer mit seinem Mentor absprechen und gegebenenfalls anpassen. Mich interessierte beispielsweise die Abteilung für Tumore, sodass ich einen Tag auf der unfallchirurgischen Tumorabteilung verbringen konnte.

Woran man sich sprachlich am Anfang definitiv gewöhnen muss, ist der andalusische Akzent. Dies kann am Anfang etwas herausfordernder als erwartet sein, man gewöhnt sich dann aber nach einiger Zeit an ihn und versteht die Menschen immer besser. Gute Spanisch Kenntnisse sind denke ich eine wichtige Voraussetzung, um hier ein Tertial zu absolvieren, da die gesamte Arbeit auf Spanisch abläuft und auch nicht alle immer fließend Englisch sprechen. Auch die Interaktion mit den PatientInnen ist ausschließlich auf Spanisch.
Die Arbeitszeiten auf der Chirurgie waren jeden Tag meist von 08:00 – 15:00 Uhr. Prinzipiell kann man auch einen längeren Dienst mitmachen, der hier „Guardia“ genannt wird.
Auch die Weiterbildungen auf der Abteilung waren regelmäßig pro Woche, es gab verschiedenste Weiterbildungen, von Journal Clubs bis hin zu Fallpräsentationen.

Über das Hospital Universitario Virgen del Rocío:

„Das Hospital Universitario Virgen del Rocío in Sevilla zählt zu den größten Krankenhäusern im Süden Spaniens. Vor allem in der Abteilung für Unfallchirurgie sieht man deshalb auch öfter einmal größere beziehungsweise komplizierte Operationen. An denen kann man als Studierender genauso teilnehmen. Die OP-Säle variieren je nach Stockwerk in ihrer Modernität, entsprechen jedoch grundsätzlich den gängigen hygienischen Standards. Grundsätzlich entsprechen sie jedoch den normalen hygienischen Standards. In Spanien ist die Verweildauer der Patienten nach einer Operation kürzer als z.B. in Österreich, Deutschland oder der Schweiz. Es wird versucht, den Aufenthalt so kurz wie möglich zu halten. Es ist auch üblich, dass bei der Visite auf der Station immer ein Angehöriger des Patienten anwesend ist.

In Spanien gibt es ausschließlich private oder öffentliche Kliniken, wobei die meisten Universitätskrankenhäuser öffentlich sind. Auch bei den postoperativen Kontrollen ist es so, dass man den genauen Termin von den ÄrztInnen bekommt, an dem man dann ins Spital kommen muss und dort dann im Vorhinein noch eine Röntgenkontrolle macht.
Was man ebenfalls beachten muss, ist, dass es in Sevilla vor allem im August, aber auch noch im September sehr heiß wird. Das bedeutet, es wird bis zu 40 Grad in der Stadt und dabei kommt es manchmal vor, dass die Klimaanlage in einem Stockwerk des Spitals nicht optimal funktioniert. Gerade mit Röntgenschürze kann das dann mal warm werden. Ansonsten ist die Zusammenarbeit untereinander, von Pflege bis hin zu ÄrztInnen sehr kollegial und herzlich.

Freizeitaktivitäten:

Die Stadt Sevilla im speziellen und Andalusien im Allgemeinen bieten viele Freizeitmöglichkeiten. In Sevilla gibt es zahlreiche kulturelle Sehenswürdigkeiten wie den beeindruckenden Plaza de España und den Real Alcázar de Sevilla, die einen Besuch wert sind. Zudem laden umliegende Städte wie Córdoba und Granada dazu ein, entdeckt zu werden, besonders wenn man ein ganzes Tertial dort verbringt. Für Meeresliebhaber ist die Hafenstadt Cádiz, die sich ganz im Süden Spaniens befindet, ein ideales Ziel.

Über das Erasmus Student Network Sevilla besteht die Möglichkeit, sich mit einheimischen und internationalen Studierenden zu vernetzen. Dieses Netzwerk organisiert regelmäßig Aktivitäten, die es ermöglichen, Sevilla und die andalusische Kultur besser kennenzulernen.

 Versicherungen:

Die Haftpflicht- und Krankenversicherung habe ich über meine bereits bestehenden deutschen Versicherungen organisiert. Diese erforderte jedoch eine eigenständige Planung und Durchführung. Es war wichtig, die Bedingungen der jeweiligen Versicherungen sorgfältig zu prüfen, um sicherzustellen, dass sie den Anforderungen für den Aufenthalt im Ausland entsprechen.

Kostentabelle für 4 Monate

BeschreibungKosten in Euro
Unterkunft pro Monat350
Lebensmittel pro Monat250
Freizeitausgaben pro Monat150
Transport (Öffentlich) pro Monat15
Kosten pro Monat765
Gesamtkosten 4 Monate3060
Flug (Hin- und Zurück)200

Interessante Webseiten

  • Dies ist die offizielle Website der Unfallchirurgie im Hospital Universitario Virgen del Rocío.
  • Die Tourismus Website, auf der man sich beispielsweise über Sehenswürdigkeiten informieren kann.
  • Das Erasmus Student Network Dies ist eine gute Möglichkeit, um Kontakt mit anderen Studierenden, sowohl spanische als auch internationale, zu knüpfen. ESN Sevilla bietet viele Möglichkeiten an, die Stadt und die Kultur kennenzulernen.
  • Eine weitere Website, um die verschiedenen Möglichkeiten in Sevilla zu erkunden.

Fotos

Kontakt

Bei Fragen zu Samira Nickl Famulatur, oder bei Fragen an Samira Nickl persönlich, wenden Sie sich direkt an die GI-Redaktion. Schreiben Sie uns ein E-Mail an: media@goinginternational.org

Haben Sie Fragen zu den Themen Arbeiten & Weiterbildung oder Jobsuche & Karriere? Dann schreiben Sie an Frau Mag. Seitz: office@goinginternational.org

WP EB

Zitierung:

Nickl, Samira: „Mein KPJ am Hospital Universitario Virgen del Rocio in Sevilla, Spanien“ (In: Polak, G. [Hg.]: GI-Mail 10/2025, ISSN: 2312-0819 Going International, Wien 2025)

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Diese Publikation steht hier zum Download bereit.

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Veröffentlicht in GI-Mail 10/2025 (Deutsche Ausgabe).

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