Going Korea ein kurzer Guide zur Famulatur oder KPJ

von Soo Bin Ahn.

Die Republik Korea ist ein kleines Land in Asien mit ca. 52 Millionen Einwohnern. Durch K-Pop, Beauty und Skincare hat Korea in letzter Zeit sehr viel an Beliebtheit gewonnen, auch unter meinen Studienkollegen.

Da ich in Korea geboren und für eine Hälfte meines Lebens aufgewachsen bin, möchte ich einen kleinen Guide erstellen, mit hoffentlich hilfreichen Tipps und Tricks, die den nächsten StudentInnen bei ihrer Organisation eines Praktikums helfen.

Einige „Hard Facts“

Land:              Republik Korea

Hauptstadt:    Seoul

Sprache:         Koreanisch

Empfohlene Impfungen: Keine speziellen Impfungen notwendig

Seoul ist die Hauptstadt von Korea mit ca. 10 Mio. Einwohnern. Keine Stadt in Deutschland/Österreich ist von der Größe her mit Seoul vergleichbar. Allein um das Großstadtleben und die komplett andere Kultur kennenzulernen, lohnt sich eine Auslandsfamulatur in Korea.

Es ist wichtig zu wissen, dass von der Gesellschaft her, eine „Hierarchie“ herrscht. Es gibt mehrere Höflichkeitsformen (z.B. ältere Leute, auch wenn nur ein Jahr älter werden gesiezt, bis sie einem das „Du“ anbieten; man verbeugt sich zum Grüßen, vor allem vor Älteren, also OberärztInnen und ChefärztInnen). Daher ist im Vergleich zu Deutschland/Österreich die Hierarchie im Krankenhaus sicherlich vermehrt zu spüren. Trotzdem sind die Menschen sehr offen und immer hilfsbereit, denn Korea ist bekannt für seine Gastfreundlichkeit.

Da ich in Seoul geboren bin und gelebt habe, spezialisiere ich mich im Guide vor allem auf die Spitäler in Seoul.

„Seoul National University“ (SNU) ist die beste Universität in Korea und das Universitätskrankenhaus ist für seine modernen Techniken und Innovationen bekannt. An dem SNU-Hospital ein Praktikum zu absolvieren ist unglaublich schwer als koreanische MedizinstudentInnen und somit auch ein Traum von sehr vielen KoreanerInnen. Als internationale/r StudentIn hat man es viel einfacher (da man keinen Aufnahmetest bestehen muss) und ich empfehle jedem diese Möglichkeit zu nutzen. Andere bekannte und ebenfalls gute Universitätskliniken sind „Yonsei Hospital“ und „Samsung Hospital“ (sie gehören zu den Top 5 Spitälern in Korea).

Je nach Krankenhaus unterscheiden sich die Vorgaben natürlich. Im Großen und Ganzen ist der Ablauf aber ähnlich. Die Anmeldung erfolgt per Mail mit dem International Office. Einige Krankenhäuser wie das SNU Hospital bieten auch Online-Bewerbungen an, wo man die Unterlagen auf die Plattform hochladen kann.

Tipp: Es hilft jedoch immer den SekretärInnen (des International Office) vor oder nach dem Absenden von Unterlagen anzurufen/ein Mail zu schreiben. Sie sind meistens sehr nett und helfen gerne bei Fragen. Zudem stehen manche Vorgaben (insb. für Ausländer) nicht auf den Websites und so ist man immer auf der sicheren Seite.

Die Bewerbung sollte mindestens 3 bis 6 Monate im Voraus erfolgen. Wenn man auf der sicheren Seite liegen möchte, ist es vorteilhaft sich früher zu bewerben, da manchmal mit längeren Rückmeldezeiten zu rechnen ist. Für Krankenhäuser wie Yonsei Hospital gibt es bestimmte Zeiträume für Bewerbungen (1.-31. Januar für das Wintersemester und 1.-31. Juli für das Frühlingssemester). Die Fristen sind immer aktuell auf der Homepage zu finden.

Hier ist eine Checkliste für die notwendigen Unterlagen (auf Englisch):

  1. Curriculum Vitae
  2. Application Form (mit Angabe der Wunschabteilung)
  3. Letter of Motivation (hängt vom Spital ab)
  4. Studienbestätigung/Certificate of Enrollment
  5. Dean´s Letter
  6. Official transcript of academic record
  7. Immunitätsnachweis (downloaden von der jeweiligen Homepage)
  8. Reisepasskopie


Wichtig zu wissen:
Je nach Spital ist eine Bearbeitungsgebühr erforderlich. Auch hier können die SekretärInnen einem weiterhelfen.

Ablauf im Krankenhaus

Es wird darauf geachtet, dass internationale StudentInnen bei ÄrztInnen eingeteilt werden, die Englisch sprechen. Die meisten Abteilungen stellen auch eine/n „Supervisor“ zur Verfügung, an den/die man sich bei Fragen wenden kann. Man wird meistens gut ins Team eingebunden und oft wird auch gefragt, welche Gebiete einen besonders interessieren, sodass man dort eingeteilt werden kann.

Die Arbeitszeiten sind meistens von 8 Uhr bis 16 Uhr (18 Uhr für koreanische MedizinstudentInnen).

Ein typischer Tag beginnt mit der Morgenbesprechung bzw. einer interdisziplinären Konferenz, die meistens auf Koreanisch abgehalten wird. Einige Abteilungen halten diese auf Englisch, wenn internationale StudentInnen vorhanden sind. Oft übersetzen auch koreanische StudentInnen oder AssistenzärztInnen. Abhängig von der Station werden danach Visiten durchgeführt oder man schließt sich einem Oberarzt/einer Oberärztin an und kann in der Ambulanz mithelfen. Je nach Abteilung und Interesse kann man auch bei verschieden Ambulanzen (Echo, Gastro- und Koloskopie, Ultraschall etc.) vorbeischauen. Auf Nachfrage kann man auch bei verschiedenen Abteilungen durchrotieren, wenn alle Beteiligten einverstanden sind. Wichtig ist es, sich gleich zu Beginn vorzustellen.

In chirurgischen Fächern wird man meistens in den OP mitgenommen. Zu Beginn ist man eher BeobachterIn und je nachdem wie engagiert man sich zeigt, kann man später auch assistieren. Vor den Eingriffen erhält man ein kurzes Briefing über die geplante Operation und anschließend erklären die ProfessorInnen auf Englisch ausführlich die durchgeführten Schritte.

Je nach Supervisor kann es der Fall sein, dass man als StudentIn selbst PatientInnen präsentiert, Fälle gemeinsam bespricht und dazu ein „Paper“ vorbereitet, um dies dann am nächsten Tag vor dem Team zu präsentieren.

In Korea werden Blutabnahmen, Infusionen, Blutdruckmessungen, Venflons etc. von den KrankenpflegerInnen durchgeführt, weshalb die Aufgabe eines Studierenden in Korea sehr anders ist als in Deutschland oder Österreich. Der Fokus liegt hier mehr r auf dem „Medizin-Wissen“ und weniger auf den praktischen Tätigkeiten. Koreanische ProfessorInnen erklären sehr, sehr gerne, sie sind dabei ausführlich und sehr gut. Auch die unterschiedlichen Vorgehensweisen und Abläufe bei den Behandlungen und Operationen zu sehen, ist sicher sehr interessant.

Es gibt immer Möglichkeiten zur Weiterbildung. Zwischendurch gibt es immer wieder Fortbildungen, Vorträge, Konferenzen und Besprechungen, an denen man teilnehmen kann (teilweise abgehalten auf Englisch, teils nur englische Fachbegriffe und manchmal rein Koreanisch).

Sprache und Verstehen: Es ist sicher von Vorteil Koreanisch sprechen zu können, da die meisten (älteren) PatientInnen nur Koreanisch sprechen. Die ÄrztInnen und anderen MedizinstudentInnen können aber Englisch sprechen, also kann man bei Unklarheiten immer nachfragen.

Tipp: Wie bereits erwähnt, wird im Krankenhaus eine Hierarchie zu spüren sein (z.B. man darf erst gehen, wenn „die Hochrangigen“ gegangen sind – für ausländische StudentInnen wird aber oft eine Ausnahme gemacht). Trotzdem lohnt es sich länger zu bleiben, vor allem, wenn man das Team kennenlernen möchte. Korea hat eine sehr gesellschaftliche Kultur und es ist normal, dass die StudentInnen nach der Arbeit von den ÄrztInnen zum Abendessen eingeladen werden und anschließend gemeinsam Alkohol trinken.

Transport und Unterkunft

Eine Unterkunft wird von vielen Krankenhäusern gestellt (Gebühren sind je nach Spital zu zahlen). Dort sind auch die anderen internationalen StudentInnen untergebracht, weshalb es sich auf jeden Fall lohnt, um andere Menschen kennenzulernen.

Die meisten Krankenhäuser in Korea sind öffentlich einfach zu erreichen. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind in Korea auch recht günstig. (Man lädt eine Karte auf und zahlt damit bei jeder Fahrt.

Nicht vergessen: Beim Aussteigen auch die Karte an das Gerät halten, denn so kann man beim Umsteigen in ein anderes öffentliches Verkehrsmittel Geld sparen und muss nicht noch einmal zahlen.) Taxis sind in Korea auch sehr günstig. Da in Seoul aber viele Menschen wohnen, herrscht fast immer Stau und vor allen zu den „Rush Hours“ sind die Öffis eine schnellere und bessere Alternative.

Kosten-Einschätzung-Tabelle

Flug (Hinflug und Rückflug)ca. 500-800 Euro
je nachdem wie früh man bucht
Unterkunft (pro Person)ca. 500 Euro
je nach Universitätsspital wird einem die Unterkunft auch gestellt
Essen und Trinkenca. 400 EUR
oft ist das Mensa Essen für Mitarbeiter gratis
Transport (öffentliche Verkehrsmittel)ca. 100 Euro
Freizeitaktivitäten (Eintritte, Ausflüge)ca. 200-300 Euro
Gesamt:ca. 2000 Euro/Monat

Fazit

Die Ausbildung an den koreanischen Krankenhäusern ist hauptsächlich theoretisch. Je nach Eigeninitiative kann man aber auch aktiver teilnehmen. Die ÄrztInnen sind auf jeden Fall sehr nett und bemühen sich alles zu erklären. Zudem ist es interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Gesellschaft in Korea ist und wie sich das in dem Spitalsalltag und dem Gesundheitssystem widerspiegelt. Ich kann jedem eine Famulatur in Korea empfehlen, vor allem die sich für die asiatische Kultur interessieren.

Nützliche Links

Seoul National University Hospital: Website mit allen Informationen zu einer Famulatur

Yonsei Medical School: Website mit allen Informationen zu einer Famulatur

Samsung Hospital: Website mit allen Informationen zu einer Famulatur

Eine Liste der Krankenhäuser in Südkorea

Österreichische Botschaft Seoul

Reiseführer für Korea

Kontakt

Bei Fragen zu Soo Bin Ahns Famulatur, oder bei Fragen an Soo Bin Ahn persönlich, wenden Sie sich direkt an die GI-Redaktion. Schreiben Sie uns ein E-Mail an: media@goinginternational.org

Haben Sie Fragen zu den Themen Arbeiten & Weiterbildung oder Jobsuche & Karriere? Dann schreiben Sie an Frau Mag. Seitz: office@goinginternational.org

Zitierung:

Bin Ahn, Soo: Going Korea ein kurzer Guide zur Famulatur oder KPJ (In: Polak, G. [Hg.]: GI-Mail 00/23, ISSN: 2312-0819 Going International, Wien 2023)


Diese Publikation steht hier zum Download bereit.


Veröffentlicht in GI-Mail 00/2023 (Deutsche Ausgabe).

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