ERASMUS und Nephrologie: Ein Tertial an der Universitätsklinik Frankfurt

von Fardin Hamidi.

Als Erasmus-Student aus Wien war ich bestrebt, meinen Horizont zu erweitern und eine neue Perspektive auf die medizinische Praxis zu gewinnen. Ein PJ-Tertial in Deutschland zu absolvieren, stand sehr weit oben auf meiner Prioritätenliste, da ich mir in Zukunft sehr gut vorstellen könnte dort zu leben und arbeiten. Die Möglichkeit, in der Abteilung für Nephrologie der zu arbeiten, war für mich die perfekte Gelegenheit, um diese ausbleibenden Fragen zu beantworten. Ich traf die bewusste Entscheidung, mich für die nephrologische Abteilung zu bewerben, da ich erkannte, dass die Behandlung von nephrologischen PatientInnen eine interdisziplinäre Herangehensweise erfordert. 

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© Fardin Hamidi, Medizinische Universität Wien, Österreich

Dieser Aspekt der Nephrologie faszinierte mich, da er die Möglichkeit bietet, eine Vielzahl von Krankheitsbildern und Behandlungsstrategien kennenzulernen, die über das spezifische Fachgebiet hinausgehen. Ich war zuversichtlich, dass diese Erfahrung mir nicht nur erlauben würde, mein Wissen und meine Fähigkeiten in der Nephrologie zu vertiefen, sondern auch einen umfangreichen Einblick in die Schnittstellen und Synergien zwischen verschiedenen internistischen Fachbereichen zu gewähren.

Meine bisherige medizinische Ausbildung habe ich größtenteils in Österreich absolviert. Daher war ich mit dem österreichischen Gesundheitssystem und seinen klinischen Arbeitsweisen sehr vertraut. Als ich mich für das Praktikum in Frankfurt entschied, war ich gespannt, ob und wie sich die medizinische Praxis in Deutschland von der in Österreich unterscheiden würde.

Obwohl es Unterschiede in den Gesundheitssystemen gibt, insbesondere in Bezug auf die Abrechnungsverfahren und die Organisation der Gesundheitsdienste, stellte ich fest, dass die klinische Behandlung der PatientInnen in beiden Ländern auf denselben grundlegenden Prinzipien und Standards beruht. Dies war für mich eine beruhigende Erkenntnis, da es mir zeigte, dass die Qualität der PatientInnenversorgung über nationale Grenzen hinweg konsistent ist. Diese Ähnlichkeiten ermöglichten es mir, mich schnell in das neue Umfeld einzufinden und eine Vielzahl von Aufgaben zu übernehmen. Trotz der neuen Umgebung und der anfänglichen Herausforderungen fühlte ich mich in der klinischen Praxis in Frankfurt schnell zu Hause.

Bewerbung, Anmeldung und Organisatorisches

Bewerbungsprozess war dank der Beratung durch das International Office der MedUni Wien unkompliziert. Ich habe mich direkt bei der Abteilung für Nephrologie beworben und erhielt sehr schnell eine Zusage. Die bürokratischen Aufgaben, die danach kamen, waren konsistent mit allen Auslandspraktika, die ich bisher absolviert hatte. CV, Impfnachweise und unterzeichnete Learning-Agreements wurden im Rahmen des Bewerbungsprozesses von mir verlangt. Eine Herausforderung stellte die Klärung der Anstellungsart dar, da es zunächst Unklarheiten darüber gab, wie ausländische StudentInnen in diesem Kontext behandelt werden sollten in Angesicht der internen Verteilung der deutschen PJ-Plätze durch das PJ-Portal. Doch auch hier zeigte sich die Kompetenz und Flexibilität des Sekretariats der Nephrologie, das schnell eine passende Lösung fand.

Dank der Unterstützung meiner Heimatuniversität und der österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH)-Med-Wien waren alle notwendigen Versicherungen abgedeckt, was mir ermöglichte, mich vollkommen auf meine medizinische Ausbildung zu konzentrieren.

I. Der klinische Alltag an der Klinik für Nephrologie ( Universitätsklinik Frankfurt/M)

Meine Zeit in Frankfurt war geprägt von lehrreichen Erfahrungen und Hands-on-Experience. Ich absolvierte den Großteil meines Tertials an der Abteilung für Nierentransplantierte und wurde durch meine großartigen MentorInnen unglaublich schnell in das Team eingebunden. Zudem war dies mein letztes PJ-Tertial vor meinem Studienabschluss, sodass ich mich nochmal selbst prüfen und gegebenenfalls Wissens-Ecken abrunden konnte, die mir im Verlauf des letzten Jahres geblieben sind.

Meine Arbeitszeiten waren zwischen 8-15 Uhr und ich war nicht verpflichtet Nacht-oder Wochenenddienste zu absolvieren. Jedoch wurde mir die Chance angeboten einen Dienst in der Notaufnahme mitzumachen, was eine wundervolle, lehrreiche und praktische Erfahrung war. Dort erhielt ich die Gelegenheit eine Vielzahl an verschiedenen Krankheitsbildern zu sehen und an deren akutem Management mitzuwirken.

Das Spektrum an Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten war äußerst umfangreich und wurde sowohl von der Abteilung für Nephrologie als auch direkt von der Universität in Form von PJ-Fortbildungen bereitgestellt. Während die PJ-Fortbildungen uns eine grundlegende Einführung in alle internistischen Themengebiete boten, erhielten wir in den nephrologischen Fortbildungen detaillierte und aktuelle Informationen. Hier gab es eindeutig keinen Mangel.

Mein Arbeitsplatz war mit allem ausgestattet, um ein aktives Mitglied des Teams zu sein. Am Universitätsklinikum Frankfurt gibt es ein fortschrittliches Computersystem, welches die gewohnten Papierkurven, Untersuchungszuweisungen etc. nun vollends ersetzt hat. Das war eine großartige Abwechslung für mich und hat mir gezeigt was für eine Bereicherung für den klinischen Alltag die Digitalisierung des Arbeitsplatzes sein kann.

Es gab es keine große Variation in der behandelten PatientInnenpopulation zu meinem Heimatland. Jedoch bestanden Differenzen in der PatientInnenpopulation zu meinen bisherig absolvierten PJ-Tertialen, da die nierentransplantierten PatientInnen eine Population mit sehr spezifischen medizinischen Anforderungen darstellen. Themen wie Immunsuppression, Abstoßungstherapien und Evaluierung von PatientInnen mit terminaler Niereninsuffizienz für eine potenzielle Transplantation waren entscheidende Themen in der Versorgung dieser Population.

II. Freizeit in Frankfurt am Main

Frankfurt am Main, mit seiner eindrucksvollen Skyline und kulturellen Vielfalt, bot eine reiche Palette an Freizeitaktivitäten. Die Erkundung der Stadt, mit ihren zahlreichen Museen und historischen Stätten, bot eine willkommene Abwechslung zum Klinikalltag. Besonders genoss ich die Spaziergänge entlang des Mains, wo die beeindruckende Architektur der Stadt zum Greifen nah war.

Die lebendigen Märkte und vielfältigen Restaurants der Stadt waren eine tolle Erfahrung. Ein besonderes Highlight war der Besuch des Flohmarkts am Schaumainkai an Samstagen, der eine Fülle von einzigartigen Fundstücken und lokalen Schätzen bot.

Sportlich bot Frankfurt eine Fülle von Möglichkeiten. Anstatt Fitnessstudios zu besuchen, nutzte ich die öffentlichen Calisthenics-Parks der Stadt für mein Training im Freien. Zudem ermöglichte die zentrale Lage Frankfurts spo ntane Wochenendausflüge zu nahegelegenen europäischen Städten.

Zusammenfassend bereicherte die Freizeitgestaltung in Frankfurt mein Auslandserlebnis durch die Möglichkeit, eine neue Kultur zu entdecken, neue Freundschaften zu knüpfen und eine ausgewogene Work-Life-Balance zu pflegen.

III. Kostentabelle

Zugfahrt (Hin & Zurück)Ca. EUR 70
UnterkunftCa. EUR 700/Monat
Essen und TrinkenCa. EUR 400/Monat
Transport (öffentliche Verkehrsmittel)Ca. EUR 49/Monat
Freizeitaktivitäten (Eintritte, Ausflüge)Ca EUR 200/Monat
Gesamt:Ca. EUR 1349/Monat

IV. Interessante Links:

Uniklinikum Frankfurt: Homepage der Uniklinik-Frankfurt zur Kontaktaufnahme

Erasmuspraktika+: Homepage zur Information zur Ermittlung der Zuschussfähigkeit eines Auslandspraktikum

American Journal of kidney disease-Core curriculum: Core curricula fassen nephrologische Themen zusammen und erklären deren Diagnostik und Behandlung detailliert anhand der Pathophysiologie

Uptodate: Für die sehr wenigen die Uptodate noch nicht kennen: Eine Website mit Antworten und SOPs für alle klinischen Fragestellungen.

Schaumainkai-Flohmarkt: Entspannter Flohmarkt zur samstäglichen Schnäppchenjagd.

Mainuferweg: Im Anschluss kann man gleich eine Wanderung entlang des wunderschönen Mains machen.

Kleinmarkthalle: Multikultureller Kleinmarkt im Zentrum Frankfurts für alle kulinarischen Liebhaber.

Deutschlandticket: 49-Euro Ticket für die Nutzung des Bus- und Bahn-Nahverkehr in ganz Deutschland.

Kontakt

Bei Fragen zu Fardin Hamidis Famulatur, oder bei Fragen an Fardin Hamidi persönlich, wenden Sie sich direkt an die GI-Redaktion. Schreiben Sie uns ein E-Mail an: media@goinginternational.org

Haben Sie Fragen zu den Themen Arbeiten & Weiterbildung oder Jobsuche & Karriere? Dann schreiben Sie an Frau Mag. Seitz: office@goinginternational.org

Zitierung:

Hamidi, Fardin: ERASMUS und Nephrologie: Ein Tertial an der Universitätsklinik Frankfurt (In: Polak, G. [Hg.]: GI-Mail 00/23, ISSN: 2312-0819 Going International, Wien 2023)


Diese Publikation steht hier zum Download bereit.


Veröffentlicht in GI-Mail 00/2023 (Deutsche Ausgabe).

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