Chirurgie – Famulatur in Adelaide, Australien 2018

von Matthias Zanker.

Warum Famulatur in Australien?

Matthias Zanker Medizinische Universität Graz, Österreich

Im August 2018 machten ich mit einem Freund, den ich während des Medizinstudiums in Graz kennengelernt habe, eine 4-wöchige Auslandsfamulatur auf der chirurgischen Abteilung am Flinders Medical Centre im australischen Adelaide. Wir entschieden uns für diesen Standort da uns das Land sehr fasziniert und wir ein anderes Gesundheitssystem außerhalb von Österreich kennenlernen wollten. Wir durchstöberten sämtliche Internetseiten (z.b. pj-ranking.de, thieme.de/viamedici) und fragten auch in den Facebook-Gruppen der Meduni Graz (Erasmus, ÖH usw.) um etwaige Erfahrungsberichte in Australien. Rasch erhielten wir von mehreren Seiten die Empfehlung nach Adelaide an das Flinders Medical Centre zu gehen. 

Kontakt nahmen wir relativ kurzfristig über Cheryl Semmler auf, welche uns gleich die notwendigen Informationen zukommen ließ. Man muss ein kurzes Motivationsschreiben und einen Lebenslauf an das Krankenhaus schicken bevor man sehr unkompliziert aufgenommen wird. Was uns etwas überraschte war eine kleine Studiengebühr von 200AUD, welche vor ein paar Jahren jedoch noch nicht erforderlich war. Trotz allem ist das eine sehr geringe Summe im Vergleich zu den Studiengebühren in den meisten anderen Spitälern in Australien (bis zu 500 AUD pro Monat).

Ankunft und Unterkunft

Nach einer knapp 20-minütigen Taxifahrt vom Adelaide Airport zu unserer Unterkunft im Bedford Park (wo die meisten Studenten wohnen) erkundeten wir das direkt anliegende Krankenhausgelände. Die „Flats“ im Bedford park sind relativ günstig, sehr sauber und eine gute Gelegenheit, um andere internationale Studenten kennenzulernen. Da wir das Wochenende vor unserem Famulaturbeginn anreisten sind, hatten wir die Möglichkeit in das Stadtzentrum und an den dortigen Strand vom etwas entlegenen Bedford Park zu fahren.

Arbeitsablauf

Um 7:00 Uhr begann unser erster Tag auf der Kolorektal-chirurgie, wo wir anschließend eine kleine Rundführung durch die gesamte Chirurgie bekamen. Dienstkleidung wird vom Krankenhaus frei zur Verfügung gestellt. Dem sehr freundlichen Team wurden wir im Laufe des Tages vorgestellt, was dabei half uns gut zu integrieren. In der Früh startet man mit den Blutabnahmen und danach geht es weiter mit der Visite. Während der Visite bekam man einen guten Überblick über die Therapie und Verläufe der Patienten und wenn man sich motiviert und wissbegierig zeigte, wurde einem auch bereitwillig von den Oberärzten etwas erklärt. Nach den Visiten konnte man entweder in den OP, um zu assistieren oder man machte Stationsarbeit (z.b. Notes schreiben). Im OP war es eher eine Seltenheit, dass man als Student assistieren durfte, jedoch wurde man von den Chirurgen ab und zu gequized. Auf der Klinik war jede helfende Hand gern gesehen, jedoch sind vorab keine definierten Arbeitsaufträge an die Studenten vergeben worden. Es lief nach dem Motto „wer was wissen will muss fragen“ und das erfordert natürlich Eigeninitiative, wozu ich nur raten kann, da diese Famulatur dadurch eine sehr gute Gelegenheit für das Sammeln von chirurgischen Grundfertigkeiten darstellt. Es kann vorkommen, dass man eingeladen wird kleinere Eingriffe, wie z.b. Abszessspaltungen, das Nähen einer Wunde oder das Legen von Thoraxdrainagen unter Supervision des Fellows selbst durchzuführen. Die Hierarchie am Flinders Medical Centre zwischen Oberärzten und Assistenzärzten aber auch zwischen ärztlichem und pflegerischem Personal ist sehr flach. Der Weg zum Oberarzt/Facharzt in Australien ähnelt dem in den USA. Grundsätzlich absolviert man nach dem Medizinstudium ein postgraduate year an einem Krankenhaus, wobei man durch Stationen der Chirurgie, Inneren Medizin und der Notfalls/ oder Intensivmedizin rotiert (ähnlich der Basisausbildung bei uns in Österreich). Danach bewirbt man sich für eine residency-Stelle um weitere klinische Erfahrung für ein darauffolgendes „speciality training program“ zu sammeln. Während des speciality training programs wird man als registrar (=Assistenzarzt) bezeichnet. Erst nach Absolvierung der Spezialisierung ist man ein Fellow (gleichzustellen mit Facharzt/Oberarzt).

Auf die Kolorektal-Chirurgie kamen hautsächlich vorselektierte Patienten als geplante OP’s (Kolorektales Karzinom am häufigsten) aber auch Notfälle wie Darmverschlüsse wurden hier behandelt. Da das Flinders Medical Centre zum Public Medicare System gehört werden hier Patienten aller Bevölkerungsschichten untersucht und behandelt. Die Klinik ist mit den Standards eines Spitals in Österreich zu vergleichen. Die Bettenanzahl im FMC beträgt ca. 600.

Freizeit

An den Wochenenden hat man die Möglichkeit sich die Umgebung (West Beach, Onkaparinga-River-Nationalpark) genauer anzusehen. Egal ob man ein erfahrener Surfer oder ein Einsteiger ist kann man hier einige Strände mit den perfekten Verhältnissen auskundschaften. Der Glenelg beach zum Beispiel bietet aufgrund der milden Wellen eine gute Gelegenheit für Anfänger sich am Surfbrett auszuprobieren. Ebenso kann man nach einem Tag am Strand einen gemütlichen Spaziergang am Pier (siehe Foto) machen und sich anschließend ein Eis beim St. Louis House of Fine Ice Cream & Dessert gönnen.

Versicherung

Ich habe meine Versicherung über die ÖH beantragt, so wie es die meisten Studenten die einen Auslandsaufenthalt planen machen. (http://www.oehmedgraz.at/site/services/haftpflicht-und-unfallversicherung E-Mail Adresse: studierendenversicherung@oeh.ac.at)

Über die UNIQA beantragte ich weiters eine Unfall- und Haftpflichtversicherung. Da kein Sozialversicherungsabkommen mit Österreich besteht wird der Abschluss einer Zusatzversicherung für den Krankheitsfall und Kranken-transport nahegelegt.

Visum

Da für Australien eine Visumpflicht besteht beantragten wir das kostenfreie Visum Subclass 651, welches einen Touristischen/Studentischen-Aufenthalt für 3 Monate ermöglichte.

Impfungen

Da europäischer Standard im australischen Gesundheitswesen besteht, reichen die gängigen Impfungen, welche in Österreich empfohlen werden aus. Ein wirksamer Insektenschutz gegen die von den dortig heimischen Stechmücken übertragenen Infektionskrankheiten wie Denguefieber oder Ross-River Fieber sollte Bestandteil der Reiseapotheke sein.

Kostentabelle

Flug (Hin- und Rückflug über Doha und Melbourne nach Adelaide)EUR 1200
Taxifahrt Airport Adelaide bis zur UnterkunftEUR 40
Unterkunft in Bedford ParkCa EUR 600 / 4 Woche
Essen und TrinkenEUR 600 / 4 Wochen
FreizeitaktivitätenStrände, Nationalparks, (Melbourne, wenn man ein verlängertes Wochenende hat)
GesamtAb EUR 2.400 für 4 Wochen

Interessante Websites:

Kontakt

Bei Fragen zu Matthias Zankers Famulatur, oder bei Fragen an Matthias Zanker persönlich, wenden Sie sich direkt an die GI-Redaktion. Schreiben Sie uns ein E-Mail an: media@goinginternational.org

Haben Sie Fragen zu den Themen Arbeiten & Weiterbildung oder Jobsuche & Karriere? Dann schreiben Sie an Frau Mag. Seitz: office@goinginternational.org

Zitierung:

Nachname, Vorname: Titel des Artikels bzw. der Publikation (In: Polak, G. [Hg.]: GI-Mail 03/2023, ISSN: 2312-0819 Going International, Wien 2023)


Diese Publikation steht hier zum Download bereit.


Veröffentlicht in GI-Mail 02/2023 (Deutsche Ausgabe).

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