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Hyperkaliämie in der Praxis: Diagnostik, Therapie & klinische Relevanz für ÄrztInnen

aerzteblatt.de

Erhöhte Kaliumwerte im Blut (Hyperkaliämie) bergen erhebliche Risiken – insbesondere für Herz und Nieren. In der täglichen ärztlichen Praxis ist korrektes Erkennen und gezieltes Management essenziell, um lebensgefährliche Komplikationen zu vermeiden.

Was ist Hyperkaliämie – und warum ist sie problematisch?

Hyperkaliämie beschreibt einen überhöhten Kaliumspiegel im Blut (meist > 5,0 mmol/L). Sie kann durch verschiedene Mechanismen entstehen: verminderte Ausscheidung (z. B. bei Niereninsuffizienz), verstärkter Kaliumfreisetzung aus den Zellen oder Fehlern in der Kaliumverteilung (z. B. bei Stoffwechselstörungen).

Klinisch relevant ist sie, weil hohe Kaliumwerte das elektrische Erregungsmuster des Herzens stören können mit der Gefahr von Herzrhythmusstörungen oder gar Kammerflimmern.

Viele Fälle verlaufen initial symptomarm (leichte Muskelschwäche, Parästhesien), sodass eine verzögerte Diagnose gefährlich sein kann.

Diagnostische Tipps für die Praxis

  1. Laborbefunde richtig interpretieren

    • Ein isolierter Anstieg im Kaliumwert kann auf einen präanalytischen Fehler hinweisen (z. B. Hämolyse bei Blutentnahme).

    • Wiederholungsmessung oder Belüftung des Röhrchens kann helfen, falsch positive Werte auszuschließen.

    • Parallele Kontrolle der Nierenwerte (Kreatinin, GFR), Azidoseparameter und Elektrolyte ist sinnvoll.

  2. Klinische Einschätzung & Risikofaktoren erheben

    • Bestehende Nierenschädigung

    • Einnahme renaler Einnahmstoffwechsel (z. B. ACE-Hemmer, ARB, kaliumsparende Diuretika)

    • Zustände wie Dehydratation, Hyperglykämie, Gewebezerfall (z. B. durch Trauma, Hämolyse)

    • Säureregulation und hormonelle Faktoren

  3. EKG als Entscheidungsinstrument
    Bei manifest erhöhter Kaliumkonzentration sollte frühzeitig ein EKG erstellt werden, um hyperkaliämietypische Veränderungen (z. B. spitze T-Wellen, verlängertes PQ-Intervall, breite QRS-Komplexe) zu erkennen.

  4. Einteilung nach Schwere & Therapiebereitschaft

    • Leichte Hyperkaliämie (z. B. 5,1–5,5 mmol/L ohne EKG-Veränderung) – engmaschige Kontrolle, Ursachenbehebung

    • Moderate bis schwere Hyperkaliämie oder EKG-Veränderungen – sofortige therapeutische Maßnahmen erforderlich

Therapeutische Grundprinzipien

  1. Kaliumverschiebung in Zellen

    • Intravenöse Gabe von Glukose + Insulin zur Kaliumaufnahme in Zellen

    • Natriumbikarbonat bei gleichzeitiger Azidose

  2. Membranstabilisierung des Herzens

    • Calciumgluconat (i. v.) kann bei EKG-Veränderungen zur Abschwächung kardiotoxischer Effekte eingesetzt werden

  3. Elimination von Kalium

    • Diuretika (wenn Nierenfunktion erlaubt)

    • Kaliumbindende Substanzen im Darm (z. B. Resinkationen, neuere Kaliumbinder)

    • Notfall-Dialyse bei extreme Hyperkaliämie und Nierenversagen

  4. Langfristige Ursachenbehebung

    • Anpassung oder Absetzen kaliumsparender Medikamente

    • Kontrolle von Nierenerkrankungen, Stoffwechselstörungen, Aufklärung zu Ernährung (kaliumreiche Lebensmittel)

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  Quelle: aerzteblatt.de (10.10.2025; GI-NH)
 
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